Ernährung & Medizin 2016; 31(04): 145
DOI: 10.1055/s-0042-114897
editorial
Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

Editorial

Ernährungsberatung
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 
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    Manch einer mag denken, den Menschen ein bisschen was vom „Essen“ zu erzählen, das kann doch nicht so schwierig sein. Doch weit gefehlt. Ernährungsberatung ist mehr als reine Wissensvermittlung, die der Klient „nur“ umzusetzen braucht.

    Die Gründe für die Inanspruchnahme einer Ernährungsberatung sind mannigfaltig. Da gibt es Menschen, die sich einfach nur gesünder ernähren wollen, ein paar Kilos verlieren möchten oder zum Beispiel wegen einer sportlichen Herausforderung merken, dass sie mit einer optimierten Ernährung ihrem Ziel näher kommen. Hier haben wir es in der Regel mit hochmotivierten Klienten zu tun, die sich von der veränderten Ernährung viel versprechen und bereitwillig mit der Ernährungsfachkraft den für sie passenden Weg suchen und umsetzen.

    Daneben gibt es aber sehr viele Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder der Erkrankung eines Angehörigen mit der Notwendigkeit einer „Diät“ konfrontiert werden. Die Umstellung auf eine bestimmte Ernährungsform ist nicht selten ein großer Einschnitt in das Leben. Die Betroffenen müssen oft erst einmal eine Diagnose verarbeiten und sollen sich dann in dieser Phase auch noch mit einer zusätzlichen Lebensveränderung auseinandersetzen – der Ernährung. Neben der fachlichen Kompetenz ist hier viel Empathie gefordert. Kulturelle und sprachliche Probleme stellen eine weitere Herausforderung dar.

    Die meisten Krankenhäuser und Rehakliniken beschäftigen kompetente Ernährungsfachkräfte. Aber durch die immer kürzeren Aufenthaltszeiten in der Klinik ist oft eine umfangreiche Beratung nicht möglich. In der Rehabilitation wird versucht, dies aufzufangen. Jedoch sind die Patienten hier mit so vielen Therapien beschäftigt, sodass meist nicht genügend Zeit für eine intensive Ernährungsberatung bleibt.

    Ein zusätzliches Problem ist die Finanzierung der ambulanten Beratung. Ernährungsberatung wird von den Krankenkassen nur bis zu einer gewissen Summe bezuschusst, sodass nicht selten ein Großteil der Kosten von den Klienten selbst getragen werden muss. Oft wird aus diesem Grund die Beratung erst gar nicht in Anspruch genommen oder aus finanziellen Gründen vorzeitig abgebrochen.

    Hinzu kommt die Vielfalt an „Ernährungsberatung“, die angeboten wird. Hier herauszufinden, wer fachlich kompetent ist, ist für Ratsuchende nicht einfach. Daher wäre es wünschenswert, wenn Ernährungsberatung bei bestimmten Erkrankungen ein fester Bestandteil in der Therapie würde.

    Esther Linker


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