Schlüsselwörter:
Telemedizin - Smartphone - App - Prädialyse - Nierenkranke
Quelle: Ong SW, Jassal SV, Miller JA et al. Integrating a smartphone-based self-management
system into usual care of advanced CKD. Clin J Am Soc Nephrol 2016; 11: 1054–1062
Thema: Im Folgenden wird eine Studie von Ong et al. zur Verwendung einer Applikation („App“)
für ein Smartphone vorgestellt, welche die selbstständige Behandlung von Patienten
mit fortgeschrittener Nierenerkrankung (noch nicht an Dialyse) verbessern soll.
Projekt: Die Behandlung chronischer Erkrankungen durch die Patienten selbst bietet ein großes
Potenzial und konnte in Studien zu belegbaren Verbesserungen führen. Deshalb wurde
in dieser Studie eine Applikation für ein Smartphone entwickelt, welche zum Ziel hatte,
diesen Ansatz für Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung (CKD) zu nutzen
und über eine Integration in übliche Formen der Betreuung eine Verbesserung zu erzielen.
Als Endpunkte wurden zahlreiche klinische Parameter genommen. Dafür wurden CKD-Patienten
in den KDIGO-Stadien 4 und 5 (GFR < 30 ml/min) über einen Newsletter geworben, welche
bereit waren, an einer 6 Monate dauernden Studie teilzunehmen. Mit der App wurden
4 Behandlungsfelder adressiert:
-
Blutdruck
-
Medikation
-
Symptomkontrolle
-
Laborwerte
Die Software enthielt Algorithmen, welche bei einem Über- oder Unterschreiten von
Grenzwerten den Behandler informieren. Es kamen nur Patienten zur Auswertung, welche
über 6 Monate im Programm verblieben.
Ergebnisse: Es wurden 47 Patienten (26 Männer, mittleres Alter 59 Jahre, 33 % über 65 Jahre)
eingeschlossen. 60 % hatten zuvor noch nie ein Smartphone verwendet. 80 % verwendeten
das Smartphone während der Studie durchgängig. Es kam zu einer statistisch signifikanten
Abnahme des Blutdruckes (systolisch um 23 mmHg, diastolisch 22 mmHg). 127 Medikationsprobleme
konnten identifiziert werden, davon stellten 59 % größere Probleme dar, welche zu
medizinischen Problemen geführt hätten. Die Patienten, aber auch die Betreuenden gaben
an, dass sie sich mit der App deutlich besser betreut gefühlt haben.
Fazit: Die Verwendung einer App für die Betreuung von CKD-Patienten und die Integration
in die bestehenden Angebote ist sinnvoll und scheint positiv zu sein. Eine kontrollierte,
randomisierte Studie sollte begonnen werden.
Der Markt für Gesundheits-Apps nimmt nahezu täglich zu [1]. Es gibt viele Angebote, welche nicht professionell sind und sicher keine Medizinprodukte
darstellen. Die Fachgesellschaften haben es versäumt, die Standards zu setzen. Umso
wichtiger sind die Chancen, welche die neuen technologischen Möglichkeiten bieten
und es wird sehr wichtig sein, dass aus den professionellen Organisationen einerseits
Evidenzen generiert und andererseits Standards definiert werden, welche dem Patienten
helfen, die Angebote besser einzuschätzen.
Insofern wundert es nicht, dass eine App für CKD ein willkommenes Angebot ist. Die
angesprochene randomisierte, kontrollierte Studie sollte unbedingt durchgeführt werden.
Aber schon der Hinweis, dass über eine solche simple App eine deutlich bessere Blutdruckkontrolle
zu erzielen ist, ist wichtig. Gerade im Sinne der Progressionsbeeinflussung ist eine
gute und konsequente Blutdruckeinstellung zentral [2], [3]. Auch der Hinweis auf die vermiedenen Medi-kationsfehler ist wichtig: Es muss davon
ausgegangenen werden, dass dies im Alltag häufig passiert, und gerade die digitalen
Lösungen, welche technisch bereits umsetzbar wären, würden viel Gutes tun [5].
Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Stuttgart