Die Autoren schlussfolgern, dass sich auch Patienten mit homogenem Emphysem, die definierte
Ein- und Ausschlußkriterien erfüllen, für eine Volumenreduktion durch Ventilimplantation
qualifizieren. Verbesserungen umfassen Lungenfunktionswerte, den 6-Minuten-Gehtest
sowie die Lebensqualität. Diese Studie ist sehr sorgfältig und methodisch aufwändig
durchgeführt und die erste, die solche Effekte bei Patienten mit homogenem Emphysem
zeigen konnte. Dennoch bleiben eine Reihe von Fragen offen.
Von den 93 in die Studie eingeschlossenen Patienten konnten nur 33 von 43 der Ventilimplantation
zugeordnete Patienten ausgewertet werden. Die Behandlungsgruppe wies mit einer Gehstrecke
von 308,02 ± 91,28 m noch eine akzeptable Mobilität auf. Sind das wirklich die Patienten,
die einer solch aufwändigen und teuren Therapie über die Standardbehandlung hinaus
bedürfen?
Die Effekte auf die FEV1 und das Residualvolumen zeigen, dass eine Volumenreduktion
gelungen ist. Aber sind zusätzlich 40 m Gehstrecke für Patienten mit einer Ausgangsgestrecke
von 308 m klinisch relevant? Die hohen Konfidenzintervalle zeigen an, dass sich die
positiven Effekte nur bei einer Untergruppe von Patienten darstellen; tatsächlich
erreichen maximal die Hälfte der Patienten die minimal wichtigen Unterschiede.
Auffällig ist, dass der numerisch beste Effekt hinsichtlich der Lebensqualität nach
SGRQ besteht. Dies nährt den Verdacht auf zumindest teilweise wirksame Placeboeffekte.
Anderseits ist eine Rate von 25,6 % Pneumothoraces durchaus erheblich. Insgesamt wurden
bei 44,2 % der Patienten „respiratory events“ beobachtet, gegenüber jediglich 12 %
in der Kontrollgruppe.
Schließlich muss kritisch gefragt werden, ob die in dieser Studie gezeigten Effekte
auch außerhalb klinischer Kompetenzzentren tatsächlich reproduziert werden können.
Schlussfolgerungen Was bedeuten diese Ergebnisse nun für die Praxis? Nach jetzigem Wissen handelt es
sich um eine palliative Therapie. Entsprechend der in der Onkologie mühevoll gelernten
Lektionen sind Risiken und Belastung durch eine palliative Therapie so gering wie
möglich zu halten. Weiterhin sind eine sorgfältige Auswahl der Patienten sowie ihre
umfassende Beratung über Nutzen und Risiken der Lungenvolumenreduktion notwendig.
Persönlich halte ich die bronchoskopischen Methoden der Lungenvolumenreduktion erst
dann für gesichert wirksam, wenn die Effekte auch in einer Sham-kontrollierten Studie
reproduziert werden können. Das letzte eindrückliche Beispiel für unerwartet hohe
Placebo-
effekte betraf die Sympathikusablation bei Hypertonie.
Prof. Santiago Ewig, Bochum