Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
(DKOU) war die AO mit insgesamt 13 wissenschaftlichen Sitzungen von AOTrauma, AOSpine,
AOCMF und AORECON sowie dem AO-Forschungsinstitut (ARI), 5 öffentlichen Veranstaltungen
am AO-Stand und sowie 3 Empfängen aktiv vertreten.
Symposium der AOTrauma Deutschland „Renaissance vergessener Verfahren“
Am Mittwoch, 26.10.2016 fand die Sitzung „Zurück in die Zukunft: Renaissance vergessener
Verfahren“ von der Deutschen AOTrauma mit 494 Teilnehmenden statt.
Abb. 1 Der Stand der AO auf dem DKOU. Foto: Jürgen Staiger, AO.
Marius Keel (Bern, CH) empfahl die Verwendung der Klingenplatte für bestimmte A3-Frakturen,
insbesondere für Hochransanztraumata und junge Patienten und für Revisionen wie Nonunion
bei pertrochantären Frakturen. Diese Expertise gehe leider zunehmend verloren und
sollte daher geschult werden.
Michael Raschke (Münster) sah einen Bedarf für die Doppelplattenosteosynthese bei
Revisionseingriffen (anteromediale/ventrale Platte), Überbrückung von „stress risern“
und periprothetischen Frakturen.
Hans Zwipp (Dresden) referierte über die Außenbandruptur, für die operative Strategien
mit akuter Außenbandnaht in max. 2 % notwendig sind, z. B. bei zusätzlicher osteochondraler
Fraktur, offene Verletzung, manifestes oder drohendes Kompartmentsyndrom, Verletzung
des Innenbands mit Luxatio pedis cum talo oder geschlossen irreponible knöcherne Bandausrisse.
Daniel Rikli (Basel, CH) verwendet die dorsale Platte beim distalen Radius noch bei
dorsoulnarem Fragment/Impressionsfraktur (zentral), komplexen Frakturen mit karpaler
Luxation und bestimmten frühen Korrekturen und Malunion vom dorsoulnaren Fragment.
Ingo Marzi (Frankfurt) empfahl die elastische Marknagelung des Unterarms im Kindesalter
insbesondere für Frakturen beider Unterarmknochen, singuläre Radius- oder Ulnafrakturen
und Grünholz-Schaftfrakturen. Auch Korrekturosteotomien fehlverheilter Unterarmfrakturen
können mit der elastischen Marknagelung stabilisiert werden. Grenzindikationen sind
dislozierte Radiushalsfrakturen und Monteggia-Verletzungen. Die Plattenosteosynthese
kann bei dislozierten dia-metaphysären Frakturen ohne Überschreitung der Wachstumsfuge
v. a. bei jungen Adoleszenten angewandt werden. Für die elastische Marknagelung bei
Erwachsenen bietet dieses Verfahren nicht genügend Stabilität.
Reto Babst (Luzern, CH) verwendet den Distraktor, um Ruhe und kontrollierte Stabilität
ins Operationsfeld zu bringen. In Kombination mit einer Platte können selbst komplexe
Frakturen minimalinvasiv und „indirekt“ versorgt werden. Der Distraktor dient hierbei
als Repositionshilfe. Der Spreizer dient als Distraktionshilfe bei den kleineren Gelenken
wie Talus und Ellbogen.
Christian Krettek (Hannover) stellte die Ergebnisse neuer randomisierter Studien bei
dislozierten und instabilen Frakturen des proximalen Humerus vor, die fast identische
Ergebnisse im Constant Score zwischen operativer und konservativer Behandlung zeigten,
wobei die operative Gruppe eine deutlich erhöhte Komplikationsrate aufwies.
Abb. 2 Symposium der AOTrauma Deutschland. Foto: Jürgen Staiger, AO.
Abb. 3 Die Referenten und die gekürte Wissenschaftspreisträgerin. Foto: Jürgen Staiger,
AO.
Abb. 4 Überfüllter Hörsaal. Foto: Jürgen Staiger, AO.
Abb. 5 Trampuz, Borens, Neubauer und Raschke. Foto: Jürgen Staiger, AO.
Gemeinsames Symposium der AO Deutschland-Österreich-Schweiz (D-A-CH)
Eine gemeinsame Veranstaltung der 3 AOTrauma-Sektionen von Deutschland, Österreich
und Schweiz (D-A-CH) fand zum Thema Implantatinfektionen statt. 258 Teilnehmende im
überfüllten Hörsaal verfolgten und diskutieren die 3 Vorträge „10 Fehler bei der …
-
Behandlung eines Implantatinfekts
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Antibiotikabehandlung beim Implantatinfekt,
-
Behandlung einer offenen Fraktur“
AOSpine
Die deutsche AOSpine bot die wissenschaftliche Sitzung „Controversies in spinal surgery
– is therapy in Germany too aggressive?“ an. Frank Kandziora, Klaus Schnake und Matti
Scholz diskutierten mit John Duff (Lausanne, CH), Lorin Benneker (Bern, CH) und Fetullah
Cumhur Öner (Utrecht, NL) die Behandlung von Berstungsfrakturen des thorakolumbalen
Übergangs. Den Vorträgen über Zugänge und konservativ vs. operativ folgte eine 40-minütige
Falldiskussion, an der die 143 Teilnehmenden sich rege beteiligten.
Abb. 6 Kandziora, Scholz, Schnake, Duff, Benneker und Öner. Foto: Jürgen Staiger, AO.