Herzmann C, Sotgiu G, Bellinger O et al.
TB or not TB consortium. Risk for latent and active tuberculosis in Germany.
Infection 2016;
DOI:
10.1007/s15010-016-0963-2
Ein Forscherverbund aus 18 deutschen Lungenkliniken, drei Gesundheitsämtern, dem Universitätsklinikum
Ulm, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie Berlin und der Biobank popgen
hat unter Leitung des Forschungszentrums Borstel Faktoren analysiert, die mit einem
Erkrankungsrisiko für Tuberkulose in Deutschland assoziiert sind [1].
In den Jahren 2008 bis 2014 wurden über 850 Tuberkulosepatienten, über 600 Tuberkulose-Kontaktpersonen
und fast 300 Mitarbeiter in Lungenkliniken untersucht, die regelmäßigen Kontakt zu
Tuberkulosepatienten hatten. Obwohl ein Bluttest zeigte, dass nachweislich ein gutes
Drittel der Haushaltskontaktpersonen und der Krankenhausmitarbeiter mit dem Erreger
Mycobacterium tuberculosis Kontakt hatten und somit latent infiziert war, erkrankte während einer zweijährigen
Nachbeobachtungsphase kein einziger Proband. Die Aussagekraft der kommerziell verfügbaren
Bluttests ist somit nach Angabe der Autoren sehr gering. Krankenhausmitarbeiter wiesen
vor allem einen positiven Bluttestbefund auf, wenn sie sich um hustende Patienten
kümmerten, da M. tuberculosis über Aerosolbildung beim Husten übertragen wird. Für
Kontaktpersonen im Haushalt war das Risiko einer latenten Infektion am höchsten, wenn
ihr Lebenspartner eine ansteckende Tuberkulose hatte und wenn zu diesem auch sexuelle
Kontakte bestanden. Zudem zeigten Suchtpatienten ein höheres Risiko einer latenten
Infektion. In der Gruppe der Tuberkulosepatienten konnte erstmalig in Deutschland
eine Assoziation zwischen Diabetes mellitus und Tuberkuloseerkrankung nachgewiesen
werden, auch wenn dieser Zusammenhang deutlich schwächer war als in vielen anderen
Ländern. Daneben bestätigte die Studie Risikofaktoren wie Alkoholabhängigkeit, Untergewicht,
männliches Geschlecht und Kortisontherapie, die alle bei Tuberkulosepatienten häufiger
auftraten als bei Kontaktpersonen. Die Studie wurde finanziert vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung.
Nach einer Mitteilung des Forschungszentrums Borstel