Yoga verbessert Beweglichkeit – Wirbelsaule
Yoga verbessert Beweglichkeit – Wirbelsaule
Mit einem regelmäßigen Yogatraining lasst sich die Wirbelsaulenbeweglichkeit signi
fi kant verbessern. Das fanden deutsche Wissenschaftler der Universitat Gottingen
heraus. Eine gute Beweglichkeit sei Grundlage fur eine qualitativ und quantitativ
hochwertige sowie okonomische Bewegungsausfuhrung und stehe bei Patienten in direktem
Zusammenhang mit der Verringerung von Ruckenschmerzen.
In der Studie mit 50 Teilnehmern ließen die Forscher 30 von ihnen ein zehnwöchiges
Yogatraining, hauptsächlich mit Inhalten des Ashtanga Yoga, durchführen. Dabei trainierten
die Probanden einmal wöchentlich für eine Stunde. Die Kontrollgruppe mit 20 Probanden
absolvierte über den gleichen Zeitraum einmal wöchentlich eine Stunde ein funktionelles
Training mit Übungen wie Kniebeugen, Ausfallschritten, Zieh- und Stoß bewegungen.
Bei allen Teilnehmern maßen die Forscher zu Beginn und nach zehn Wochen die Wirbelsäulenbeweglichkeit
mit der Medimouse. Dabei fuhren sie mit dieser einmal im aufrechten Stand, einmal
in maximaler Flexion und einmal in maximaler Extension von C7 bis zur Rima ani über
die Dornfortsätze und ermittelten damit den Winkelgrad der Krümmung.
Nach Interventionsende konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sich die Yogagruppe
in Flexion und Extension der Brust- und Lendenwirbelsäule signifi kant verbessert
hatte. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe hingegen hatten sich im gleichen Zeitraum
nur mäßig verbessert oder sogar teilweise verschlechtert.
Aus den Ergebnissen schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass ein regelmäßiges Yogatraining
die Wirbelsäulenbeweglichkeit verbessern kann, und empfehlen Yoga präventiv und rehabilitativ,
um Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule vorzubeugen oder zu verbessern.
mrs
Dtsch Z Sportmed 2016; 67: 117–120
240 % zusätzliche Therapiezeit erforderlich – Rehabilitation nach Schlaganfall
240 % zusätzliche Therapiezeit erforderlich – Rehabilitation nach Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall profitieren Patienten mit Aktivitatseinschrankungen der oberen
und unteren Extremitat von zusatzlicher Ergo- und Physiotherapie. Die Therapieergebnisse
verbessern sich signifikant, wenn die Therapiezeit um 240 Prozent gesteigert wird.
Diese Resultate ermittelten ergo- und physiotherapeutische Wissenschaftlerinnen um
Ergotherapeutin Emma Schneider an verschiedenen australischen Universitaten und Krankenhausern.
In ihrem systematischen Review untersuchten sie, ob ein Mehr an Therapie als regulär
vorgesehen Aktivitätseinschränkungen der oberen und/oder unteren Extremität von Patienten
nach einem Schlaganfall reduziert. Inhaltlich sollte sich diese nicht von der sonst
angebotenen Ergo- und Physiotherapie unterscheiden. Zudem eruierten die Forscherinnen,
wie viel zusätzliche Therapiezeit benötigt wird, um positive Effekte zu erzielen.
Sie analysierten 14 Studien und damit die Daten von insgesamt 954 erwachsenen Patienten
im Alter zwischen 49 und 75 Jahren. Bei 86 Prozent von ihnen lag der Schlaganfall
zum Zeitpunkt der Untersuchung maximal sechs Monate zurück. Alle erhielten Ergo- und
Physiotherapie. Die Effekte von Ergo- und Physiotherapie ermittelten die Forscherinnen
mithilfe von Post-Interventionswerten und setzten Assessments wie den Box-and-Block-Test
oder den 10-Meter-Gehtest ein. Um die erforderliche Menge an zusätzlicher Therapiezeit
herauszufinden, erstellten die Forscherinnen eine Grenzwertoptimierungskurve. Dadurch
kamen sie zu folgenden Ergebnissen: Steigern die Therapeuten die Therapiezeit um mehr
als 100 Prozent, verbessert sich die Aktivität des Patienten um eine durchschnittliche
Mittelwertdifferenz von 0,59. Eine Steigerung von weniger als 100 Prozent führt zu
einer Verbesserung der durchschnittlichen Mittelwertdifferenz von 0,39. Die Grenzwertoptimierungskurve
zeigte, dass signifikante Verbesserungen (Standardabweichung > 0,5) erst ab einer
Erhöhung von 240 Prozent der Therapiezeit stattfinden. Therapeuten müssten die Therapiezeit
also mehr als verdreifachen: Erhält ein Patient beispielsweise 30 Minuten Therapie,
benötigt er circa 100 Minuten insgesamt. Erst dann verbessern sich seine Testergebnisse
signifikant.
Die Forscherinnen geben zu bedenken, dass die untersuchten Studien stark heterogen
waren und die Vergleichbarkeit daher eingeschränkt war. Sie rufen zu weiteren randomisierten
Studien auf, die ausschließlich Anstiege der Therapiezeit von über 100 Prozent untersuchen.
Bestätigen diese Ergebnisse das vorliegende Review, gilt es zu überlegen, wie die
Therapiezeit im Klinikalltag erhöht werden kann.
Lk
J Physiother 2016; 62: 182–187
Herausforderndem Verhalten entgegenwirken – Demenz
Herausforderndem Verhalten entgegenwirken – Demenz
Fuhren demenzielle Veranderungen bei Bewohnern von Seniorenheimen zu herausforderndem
Verhalten, steht das interdisziplinare Team vor einer großen Herausforderung. Ergotherapeuten
konnen solchen Verhaltensweisen entgegenwirken, indem sie den betroffenen Bewohnern
betatigungs-, umwelt-, ubungs- und/oder routinebezogene Interventionen anbieten. Zu
diesem Ergebnis kamen die beiden Ergotherapeutinnen Carin Wong und Dr. Natalie Leland
an der University of South California.
In ihrer Übersichtsarbeit recherchierten sie systematisch nach Interventionsstudien
aus den Jahren 1987 bis 2014. 22 Arbeiten erfüllten die Einschlusskriterien, darunter
waren 13 RCTs. Alle untersuchten die Wirkung von nicht-medikamentösen Therapieangeboten,
die sich an demenziell erkrankte Bewohner mit herausforderndem Verhalten richteten.
Laut Ergebnissen lassen sich vier Arten von Interventionen unterscheiden: handlungs-,
umwelt-, übungs- und routinebezogene Angebote. Handlungsbasierte Interventionen stehen
in 14 Studien im Fokus. Sie ermöglichen es den Senioren, sich in Spiel, Freizeit oder
sozialen Aktivitäten zu engagieren. Dabei finden sie entweder im Einzel- oder Gruppensetting
statt. Im Einzelsetting schneiden individuell zugeschnittene Aktivitäten besser ab
als Standardaktivitäten. Denn sie reduzieren das herausfordernde Verhalten in fünf
von sechs Studien nachweislich, während die Ergebnisse bei Standardaktivitäten uneinheitlich
sind. Im Gruppensetting finden die Autoren Wirksamkeitsbelege für die Musiktherapie
und eine humorbasierte Intervention.
Außerdem untersuchen fünf Studien die Wirkung von umweltbasierten Interventionen und
kommen alle zu einem positiven Ergebnis. Zwei Interventionen konzentrieren sich dabei
auf das physische Umfeld und nutzen multisensorische Stimuli. Die übrigen drei Interventionen
richten sich an das soziale Umfeld, indem sie den Betreuungskräften neue Strategien
im Umgang mit herausforderndem Verhalten vermitteln.
Auch Übungsprogramme aus Aerobic, Gleichgewichts- und Widerstandstraining können das
herausfordernde Verhalten reduzieren. Ebenso wie eine Anpassung der täglichen Routinen
an das Aktivierungslevel der Bewohner, wie insgesamt drei weitere Interventionsstudien
demonstrieren.
Die Forscher schlussfolgern, dass demenziell erkrankte Bewohner mit herausforderndem
Verhalten von nichtmedikamentösen Therapien profitieren. Dabei erscheinen ihnen Ergotherapeuten
besonders geeignet, um den Betroffenen ganzheitliche und klientenzentrierte Interventionen
anzubieten und somit die Versorgungsqualität in Seniorenheimen zu verbessern.
fk
OTJR 2016; 36: 34–41