Renault A.
et al.
Hydrocortisone use in ventilated extremely preterm infants decreased bronchopulmonary
dysplasia with no effects on neurodevelopment after two years.
Acta Paediatr 2016;
105: 1047-55
Für die Studie wurden die Medikamentenstrategien zweier Level 3 Zentren verglichen.
Im Zentrum P wurde Hydrokortison routinemäßig bei Intubation nach dem 14. Tag den
Kindern verabreicht. Bei einem kurzen Zyklus in der Konzentration von 5 mg/kg/Tag
in 4 Einzeldosen über drei Tage. Bei einem langen Zyklus in der Konzentration von
5 mg/kg/Tag in 4 Einzeldosen über drei Tage, danach 2,5 mg/kg/Tag in 4 Einzeldosen
über drei Tage, gefolgt von 1,25 mg/kg/Tag über drei Tage in 2 Einzeldosen. Die Einzelzyklen
konnten jeweils wiederholt werden.
Die Ergebnisse dieser Behandlung wurden mit denen der restriktiven Kortisonstrategie
des Zentrums R verglichen. Wurden dort Kortikosteroide verschrieben, erhielten die
Kinder Betamethason in der Dosierung 0,2 mg/kg/Tag über drei Tage. Auch dort konnte
ein Zyklus im Verlauf wiederholt werden. Ausgewertet wurden die Effekte bei den Kindern
zunächst in der Klinik sowie zwei Jahre nach der Entlassung.
In die Analyse gelangten 62 extrem frühgeborene Kinder des Zentrum P von denen 92 %
Hydrokortison erhielten sowie 48 extrem frühgeborene Kinder des Zentrum R, von den
13 % Betamethason erhielten. Die Mortalitätsraten in beiden Zentren waren vergleichbar.
Am 14. Lebenstag waren im Zentrum P aber signifikant mehr Kinder intubiert als im
Zentrum R. Die Kinder beider Zentren waren hinsichtlich ihrer Merkmale und ihrer Behandlung
vergleichbar bis auf den mittleren Atemwegsdruck am Tag 14, der im Zentrum P höher
lag, ebenso wie die Rate der Ductus arteriosus (PDA) Behandlung. Auch das Alter des
PDA-Behandlungsbeginns war höher und die Kinder erhielten häufiger und früher Ibuprofen
als im Zentrum R.
Die kumulative Anwendung nichtinvasiver Beatmung war im Zentrum P signifikant kürzer.
Bis auf die bronchopulmonale Dysplasie (BPD) waren die Kurzeitergebnisse beider Zentren
vergleichbar. Die BPD-Rate im Zentrum P betrug 30 % und im Zentrum R 70 % (p < 0,001).
In der multivariaten Analyse lag das postkonzeptionelle Alter beim „Weaning“ im Zentrum
P signifikant niedriger ebenso wie bei der Entlassung von der Station. Im korrigierten
Alter von zwei Jahren war bei 18 % der Kinder des Zentrums P und bei 30 % des Zentrums
R ein mangelhaftes neurologisches Ergebnis feststellbar (p = 0,18).
Die großzügige Verwendung von Hydrokortison bei, nach 14 Tagen noch beatmeten, extrem
Frühgeborenen ist mit einer geringen bronchopulmonalen Dysplasierate und einer früheren
Entlassung assoziiert, so das Ergebnis der Autoren. Die Nachuntersuchungsdaten zeigen,
dass dies keine Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung hat. Allerdings bedarf
es zur endgültigen Bewertung dieser Strategie noch prospektiver Daten.
Richard Kessing, Zeiskam