Background: Die perioperative Gabe eines Antibiotikums (AB) zur Infektionsprophylaxe (IP) bei
kardiochirurgischen Eingriffen pädiatrischer Patienten ist etablierter Standard. Nach
einer randomisierten prospektiven Pilotstudie verkürzten wir unser Prophylaxeregime,
um es in 2019 und 2020 nochmals auf jeweils eine prä- und postop. Gabe von Cefuroxim
zu reduzieren. Die Ergebnisse beider Phasen der verringerten AB-Gabe werden vorgestellt.
Method: Im Rahmen einer retrospektiven Analyze vergleichen wir den Zeitraum Sommer 2016 -
Dezember 2018 (Phase 1) mit dem Zeitraum Januar 2019 - Dezember 2020 (Phase 2). Postop.
erfolgte in Phase 1 die Gabe von Cefuroxim je nach Bypasszeit für 48 Std. (6 AB-Gaben,
Gruppe 1) oder 24 Std. (3 AB-Gaben, Gruppe 2). In Phase 2 wurde Cefuroxim unter Berücksichtigung
vorab definierter Ein- und Ausschlusskriterien lediglich einmalig postop. verabreicht.
Primäre Endpunkte (EP) waren: Auftreten von oberflächlichen (SSWI) und tiefen Wundinfektionen
(DSWI) bis 28 Tage nach OP. Sekundäre EP waren: Häufigkeit der Verlängerung/Ausweitung
einer antibiotischen Therapie, Häufigkeit des Wiederansetzens eines AB, Fremdkörper-assoziierte
Infektionen (FKaInf) sowie die Krankenhausverweildauer (KHVD).
Results: Aus der Phase 1 standen 101 Patienten (Gruppe 1: 27 Pat.; Gruppe 2: 74 Pat.) für
die Auswertung zur Verfügung sowie aus der Phase 2 73 Patienten (Gruppe 3). Bei den
präop. Parametern (Alter, ASA-Einteilung der Pat., Gewicht, Geschlechtsverteilung,
Leukozyten und CrP) ergaben sich keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen. DSWI
traten bei keinem unserer Patienten auf. SSWI waren in den Gruppen 1 und 2 bei jeweils
einem Patienten sowie in der Gruppe 3 bei 2 Patienten zu verzeichnen (kein signifikanter
Unterschied: p = 0,744). Bei den sekundären EP konnten für das Wiederansetzen eines AB, die FKaInf
und die KHVD keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Lediglich bzgl.
der Verlängerung/Ausweitung einer antibiotischen Behandlung wies die Gruppe 1 eine
signifikante Häufung (p = 0,001) auf.
Conclusion: Dem rationalen Einsatz von AB muss bei zunehmender Resistenzentwicklung immer mehr
Bedeutung beigemessen werden. Wir konnten nachweisen, dass unter Berücksichtigung
bestimmter Kriterien die Verkürzung der periop. IP auf eine prä- und postop. AB-Gabe
möglich und sinnvoll ist, ohne dass es zu einer Häufung von Infektionen kommt. Eine
randomisierte, prospektive Multicenter-Studie sollte die Ergebnisse beleuchten.