Einleitung Die Therapie des fortgeschrittenen Zervixkarzinoms ist mit
erhöhter Morbidität assoziiert. Die kombinierte Therapie des
Zervixkarzinoms Stadium IVA ist in 44% mit der Entwicklung von Fisteln
verbunden, welche in 55% komplex sind. Wegen Hydronephrose oder
vesikovaginaler Fistel bedarf es in 76% einer perkutanen Harnableitung [1].
Material und Methodik Dieser Fallbericht präsentiert therapeutische
Anforderungen und Komplikationsmanagement bei einer 29-jährigen Patientin
mit fortgeschrittenem Zervixkarzinom Stadium IVA.
Ergebnisse Die Erstvorstellung der Patientin, Gravida 0, erfolgte an unserer
Abteilung im Juli 2020 wegen rezidivierender Blutungen bei St.p. Konisation 2017
(CIN III in sano) und St.p. serösem Borderlinetumor des rechten Ovars mit
Fertilitätserhalt 2015. Bei PAP IV/HPV 54 Low-risk Nachweis und CGIN
(cervikale glanduläre intraepitheliale Neoplasie) III in der kolposkopischen
Abklärung wurde eine Konisation durchgeführt mit Befund eines
invasiven hochdifferentierten Adenokarzinoms der Zervix vom
muzinös-gastrischen Typ G2, PD-L1 Status TPS=0%. Im
laparoskopischen pelvinen und paraaortalen Lymphknotenstaging im Oktober 2020
erfolgte der Nachweis eines FIGO-Stadiums IV A mit intraabdominaler Penetration des
Douglasperitoneums, linksseitigem Parametrienbefall und Metastase des linken Ovars
bei bilateralem pelvinen Lymphknotenbefall (pN2/26 pelvin, pN0/8
paraaortal). Es wurde eine primäre Radiochemotherapie (Radiochemotherapie
mit 50,4Gy und Boost 59,36Gy) mit simultaner Chemotherapie (Cisplatin
40mg/m2) und Brachytherapie bis 25Gy durchgeführt.
Zwei Monate nach Abschluss der Primärtherapie wurde ein Frührezidiv
radiologisch nachgewiesen und eine systemische Therapie mit Carboplatin AUC 5,
Paclitaxel 75mg/m2 und Bevacizumab 15 mg/kg eingeleitet.
Bei radiologischer Komplettremission nach dem dritten Zyklus trat eine
transfusionspflichtige Blutung (Hämoglobin 3,8 g/dl) mit Indikation
zur Notfallbestrahlung mit 8Gy auf. Sechs Wochen nach Radiatio führte die
postradiogene Entwicklung einer vesiko-vagino-rektalen Fistel zu Sepsis und akutem
postrenalen Nierenversagen. Zur Sanierung dieser massiven Kloakenbildung wurden zur
Umgehung ein Ileumconduit und eine Sigmoidostomie angelegt. Die Patientin ist 3
Monate postoperativ in gutem stabilem Zustand bei klinischer Vollremission.
Zusammenfassung Komplikationsmanagement nach kombinierten Therapieschemata von
Patientinnen mit fortgeschrittenem Zervixkarzinom stellen komplexe Anforderungen mit
intensiver multidisziplinärer Betreuung.
Interessenskonflikt Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein
Interessenkonflikt besteht.