Hintergrund Hyperinsulinämie, kohlenhydratreiche Ernährung und erhöhter Brotkonsum sind mit Adipositas
assoziiert. Wir untersuchten daher, ob regelmäßiger Verzehr eines Brotes mit geringer
postprandialer Insulinausschüttung zur Gewichtsabnahme führt.
Methoden In einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie wurde die Wirkung des regelmäßigen
Brotverzehrs mit geringer postprandialer Insulinfreisetzung (INT-Gruppe, kohlenhydratarmes,
proteinreiches Brot) im Vergleich zu einem normalen Brot (KON-Gruppe, reines Roggenbrot)
über 3 Monate bei n=80 gesunden Personen mit Übergewicht oder Adipositas (Alter: 56±9;
BMI: 33,5±5,1; Geschlecht: 47% männlich) untersucht. In einem mehrstufigen Studiendesign
wurden vor der eigentlichen Hauptstudie zwei unterschiedliche Studienbrote (INT, KON)
identifiziert, die sich in postprandialer Blutglukose- und Insulinausschüttung deutlich
unterschieden (n=6 Personen).
Ergebnisse Das Brot mit geringer Insulinausschüttung hatte im Vergleich zum Brot der KON-Gruppe
eine fast 10-fach niedrigere postprandiale Glukose- und Insulinausschüttung (inkrementelle
Fläche-unter-der-Kurve für Glukose: 1200 vs. 120mg*30min/dl (P=0,094) und für Insulin:
1700 vs. 225mg*30min/dl (P=0,031)). Die INT-Gruppe nahm signifikant mehr Gewicht ab
als die KON-Gruppe (P=0,006), was zu einem geschätzten Behandlungsunterschied von
1,9 kg [-3,2; -0,7] nach 3 Monaten führte. Der Anteil der Teilnehmer mit einem Gewichtsverlust
war in der INT-Gruppe signifikant höher (P<0,001). Während 22,9% der KON-Gruppe ≥ 1
kg Körpergewicht und 8,6% ≥ 3 kg reduzieren konnten, verloren 23,5% bzw. 35,3% der
INT-Gruppe ≥ 1 bzw. ≥ 3 kg. Die INT-Gruppe reduzierte signifikant stärker den BMI
und den Hüftumfang im Vergleich zur KON-Gruppe (beide P<0,05).
Schlussfolgerungen Brotkonsum mit geringer postprandialer Insulinausschüttung kann ein effektiver und
niedrigschwelliger Einstieg in eine Lebensstilintervention für Personen mit Übergewicht
oder Adipositas sein.