Einleitung Die Kieferklemme ist häufig ein Kardinalsymptom ausgedehnt entzündlicher und auch
tumoröser Läsionen der Mundhöhle und des Oropharynx, die mit einer Beteiligung der
Pterygoidmuskulatur einhergehen. Sehr viel seltener sind Erkrankungen ursächlich,
die außerhalb und unabhängig hiervon zu finden sind, differentialdiagnostisch jedoch
eine erhebliche klinische Relevanz besitzen.
Kasuistik Wir berichten über eine 65-jährige Patientin, die sich mit dem Kardinalsymptom Kieferklemme
notfallmäßig in unserer Klinik vorstellte. Begleitet wurde die Kieferklemme von bitemporal
betonten Kopfschmerzen und einem deutlich reduzierten Allgemeinzustand. Klinisch fand
sich bis auf die Kieferklemme ein unauffälliger HNO-Spiegelbefund. Laborchemisch zeigten
sich deutlich erhöht die Leukozyten und das CRP sowie eine Sturzsenkung und hiermit
der Verdacht auf das Vorliegen einer Riesenzellarteriitis. Mit Hilfe moderner Duplexsonografie
konnte eine Arteriitis temporalis zweifelsfrei diagnostiziert werden. Die traditionell
übliche histologische Diagnosesicherung konnte unterbleiben. Eine Therapie mit hoch
dosiertem Kortison führte zu einem schnellen und vollständigen Beschwerderückgang.
Schlussfolgerung: Das Symptom Kieferklemme ist am häufigsten mit entzündlichen und
tumorösen Veränderungen in Mundhöhle und Oropharynx assoziiert. Bei diskrepantem klinischen
Befund muss an das Vorliegen einer rheumatischen Systemerkrankung gedacht werden.
In dem von uns vorgestellten Fall konnten Labor- und interdisziplinär-neurologische
Diagnostik schnell und zweifelsfrei eine Arteriitis temporalis bestätigen. Die traditionell
übliche histologische Diagnosesicherung hat heute durch moderne Ultraschalldiagnostik
nur noch eingeschränkte Bedeutung.