Einleitung Für die Orbitadekompression bei endokriner Orbitopathie (EO) gibt es unterschiedliche
Indikationen, eine dringliche ist die visusbedrohende Optikuskompression (Dysthyroid
optic neuropathie-DON). Die Neuropathie des Nervus opticus wird in der Regel verursacht
durch Schwellung der extraocculären Muskeln und konsekutiver Kompression des Nervens
insbesondere im Bereich des Apex Orbitae oder Dehnung des Nerven durch Proptosis.
Symptome sind häufig Einschränkungen des Farbsehens sowie ein zentrales Skotom.
Material und Methoden Es wurden 165 Patienten in einem Zeitraum von 2011 bis 2021 mit DON bei EO vor und
nach Orbitadekompression untersucht. Alle Patienten erhielten entweder eine balancierte
oder eine mediale Orbitadekompression. Erfasst wurden der Visus (Snellen) und der
Hertel-Index direkt vor der Operation und frühestens 6 Wochen danach.
Ergebnisse Es zeigte sich bei der Mehrheit (99%) der Patienten eine signifikante (p<0,001) Verbesserung
oder Stabilisierung des Visus (Snellen), nur in einigen wenigen Fällen kam es zu einer
Verschlechterung. Der Hertel-Index zeigte sich im Vergleich von prä- zu postoperativ
regredient (Mittelwert 5mm).
Schlussfolgerung Eine Orbitadekompression bei DON kann das Fortschreiten einer Optikusneuropathie
aufhalten, in vielen Fällen sogar zu einer Erholung des Visus führen und ist daher
bei EO mit DON zeitnah indiziert. Eine Verbesserung des Hertel-Index führt weiterhin
zu einer Reduktion der Stigmata einer EO und auch zu einer Regredienz der belastenden
Beschwerden wie Lichtempfindlichkeit, Augentrockenheit und Hornhautschäden.