Hintergrund Extrapulmonale Tuberkulose ist zurzeit in Vietnam immer oefter anzutreffen, besonders
im Kopf-Hals-Bereich mit ca. 4-6%. Die Mittelohrtuberkulose wird aufgrund ihrer sehr
untypischen Klinik auch bei Fachkollegen erst sehr spaet diagnostiziert.
Methode Wir haben eine retrospektive Studie von 30 stationären Patienten im National ENT-Hospital
von Hanoi mit der Diagnose „Mittelohrtuberkulose“ im Zeitraum von 08/2018 bis 07/2019
durchgeführt. Studiendesign ist eine transversale retrospektive Studie.
Ergebnisse Altersverteilung mit einem Durchschnitt von 33,4 Jahren, der juengste Patient ist
2,5 Jahre, der aelteste 75 Jahre alt. Der Frauenanteil betraegt 85,6%. Das Zeitfenster
von der ersten Symptomatik bis zur Diagnosestellung: 61% zwischen 3 Monaten bis 5
Jahren, unter 1 Monat 9,7%. Klinische Symptome : Ohrenschmerzen: 66,6%, Tinnitus:
55,7%, Hoerminderung: 61%, Otorrhoe auch nach Ventilationsroehrchen: 14,3%, Fazialisparese
14,3%, Halslymphknoten: 14,3%. Otoskopisch erscheinen Trommelfellverdickung mit Roetung
oder Sekretion in 50,6% der Faelle. Audiologisch bestehen bei 58,7% kombinierte SL-SE-Schwerhoerigkeit,
16,3% Schallleitungsschwerhoerigkeit, in 5 Faellen mit Totalhoerverlust und bei einem
Fall Normalhoerigkeit. Bei Biopsien sollte man so viele Stuecke entnehmen wie man
kann. Oefters muss man mehrere Male biopsieren.
Schlussfolgerung Die Mittelohrtuberkulose ist mitunter schwer zu diagnotizieren. Bei Verdacht ist
eine Biopsie (auch mehrfach und mehrere Stuecke) zu empfehlen. Die medikamentoese
Therapie steht im Vordergrund. Zu beachten ist, dass Tuberkulostatika-Resistenzen
zunehmen.