Einführung Rezepturen der Tibetischen Medizin werden von Tibet über Indien und Bhutan bis nach
Burjatien (Sibirien) sowie seit über 50 Jahren auch in Europa angewendet. Wirkstoffen
(Pflanzendrogen oder ihren Zubereitungen) wird aufgrund ihrer sensorischen Eigenschaften
ein funktionelles Wirkprofil zugeordnet, das i.d.R. von verschiedenen botanischen
Spezies erfüllt werden kann [1 ]. Es haben sich daher verschiedene Rezepturvarianten herausgebildet.
Ziel und Methode Am Beispiel der Rezeptur Gabur 25 wird die Robustheit Tibetischer Rezepturen und
die botanische Plastizität der pflanzlichen Wirkstoffe gem. dem Verständnis der Tibetischen
Medizin diskutiert.
Resultat Gabur 25 (bei entzündlichen Erkrankungen, Gefäß-/Durchblutungsstörungen, Lungenerkrankungen)
liegt in verschiedenen Interpretationen mit 20–28 Wirkstoffen vor [2 ]. Ein Beispiel für die botanische Variabilität Tibetischer Wirkstoffe ist ut pal , für das meist Meconopsis sp. genannt werden, aufgrund seiner Charakteristika jedoch auch Akelei (Aquilegia vulgaris ) oder Weißdorn (Crataegus sp.) eingesetzt werden kann. Die in der Literatur beschriebenen Rezepturvarianten
zeigen, dass auch ein Weglassen oder Hinzufügen von Wirkstoffen möglich ist, ohne
die Grundcharakteristik und das Anwendungsgebiet einer Tibetischen Komplexformel zu
verändern ([Abb. 1 ]).
Abb. 1
Diskussion Rezepturvarianten sind in der Tibetischen Medizin üblich. Die Äquivalenz von Phytowirkstoffen
ist auch in Europa bekannt (z.B. Crataegus , Liquiritia , Arnica
[3 ]). So sind z.B. auch europäische Pflanzen nach dem Verständnis der Tibetischen Medizin
charakterisier- und einsetzbar.
Die Plastizität Tibetischer Rezepturen zeigt für die Zukunft der Phytotherapie Möglichkeiten
auf, Herausforderungen wie Klimawandel, Artensterben und Bewahrung der Biodiversität
zu begegnen und gleichzeitig den Schatz an etablierten Phytotherapeutika zu bewahren
und sogar zu erweitern.