Hintergrund Das u.a. auch im Rahmen von Zertifizierungen in der
Onkologie geforderte Screening auf Bedarf an spezialisierter Palliativmedizin (SPV)
ist aktuell in Praxis und Forschung ein relevantes Thema mit hoher Dynamik. Die
Integrated Palliative Care Outcome Scale (IPOS) ist eines der dafür
vorgesehenen Assessments. Ziel der Studie ScreeningPall ist es u.a., das Screening
auf SPV-Bedarf mittels des IPOS zu validieren.
Methode In einer Querschnittsstudie am Universitätsklinikum
Freiburg beantworten onkologische Patient*innen, die eine geringe
Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Kontrolle oder Heilung der Tumorerkrankung
haben, u.a. den IPOS. Unabhängig davon beurteilt ein palliativmedizinischer
Dienst (PMD) mittels Anamnese und Fallbesprechung den SPV-Bedarf (Referenzstandard).
Statistisch wird geprüft, inwieweit das Urteil des PMDs mit den Kriterien
für eine „komplexe Problemlage im IPOS" (2 Werte von 4
oder 3 Werte ≥3) übereinstimmt (Sensitivität,
Spezifität).
Ergebnisse Wir berichten vorläufige Ergebnisse zu 72
Patient*innen (stationäre Radioonkologie). Für 28 der 72
Patient*innen (39%) hat der PMD einen SPV-Bedarf festgestellt.
Patient*innen, die den IPOS bearbeiten (n=66): Der IPOS
identifiziert bei 20 von 23 Patient*innen (87%), bei denen der PMD
SPV-Bedarf feststellt, ebenfalls SPV-Bedarf (Sensitivität). Von den
Patient*innen, bei denen der PMD keine SPV-Bedarf sieht, werden 15 von 43
(35 %) falsch positiv über den IPOS klassifiziert
(Spezifität = 65 %).
Patient*innen, die den IPOS aufgrund kognitiver und / oder
körperlicher Einschränkung nicht bearbeiten (n=6):
Bei 5 von 6 (83%) dieser Patient*innen wird vom PMD SPV-Bedarf
festgestellt.
Bei Kombination der Kriterien „komplexe Problemlage im IPOS“ und
„Nicht-Bearbeitung IPOS“ als „Red Flags“, werden
insgesamt 25 von 28 der Patient*innen, bei den der PMD SPV-Bedarf sieht,
korrekt identifiziert (89 %).
Schlussfolgerung Die Aussagekraft ist durch die geringe Fallzahl noch
eingeschränkt. Dennoch ist festzustellen: Der IPOS eignet sich zur
Identifikation von Patient*innen mit SPV-Bedarf. Die Nutzung von
patient-reported Outcome Measures wird jedoch immer auch nicht SPV-relevante
Belastungen (z.B. temporäre Symptome, Nebenwirkungen) abbilden und so zu
„Falsch Positiven“ führen, was eine zusätzliche
Beurteilung des SPV-Bedarf durch Behandler*innen notwendig macht. Durch eine
elektronische Erfassung und Auswertung kann die Implementierung und Nutzung des IPOS
als Screening trotz relativ komplexer Auswertung forciert werden.