Einleitung Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben ein erhöhtes Risiko
gastrointestinale und extraintestinale Krebserkrankungen zu entwickeln. Durch Identifikation
von Risikofaktoren für die Entstehung einer Krebserkrankung bei CED-Patienten könnten
die Vorsorgeressourcen des Gesundheitssystems gezielter genutzt werden.
Ziel Risikofaktoren für die Entstehung von gastrointestinalen und extraintestinalen Krebserkrankungen
bei Patienten mit CED in Deutschland zu identifizieren.
Methodik Von 01.2021 bis 02.2022 wurden alle Daten von CED Patienten der Ambulanz des Universitätsklinikums
Magdeburg retrospektiv analysiert. Demographische Daten, Raucherstatus, Alkoholkonsum,
Alter bei Erstdiagnose, Krankheitslokalisation und -verlauf, Therapie mit 5- Aminosalicylate,
Glukokortikoide, Immunosuppressiva (Azathioprin, 6-Mercaptopurin, Methotrexat), Biologika
(anti-TNFα, Vedolizumab, Ustekinumab) und Kombinationstherapien und die Entwicklung
von Krebserkrankungen nach CED Diagnose wurden erfasst.
Ergebnisse 560 CED Patienten (250 CU, 310 MC) wurden eingeschlossen. Über eine mediane Follow-up
Zeit von 10 Jahren (Range 0-36 Jahren) 37 Patienten (18 CU (12w, 6m), mittleres Alter
52 Jahren (Range 39-62 Jahren) und 19 MC (12w,7m, mittleres Alter 50 Jahren (Range
19-63 Jahren) entwickelten eine Krebserkrankung. Die häufigste Krebserkrankung war
das kolorektal Karzinom (12, 32%), Hautkrebs (8, 21%) und Mammakarzinom (7, 19%).
Die mediane Zeit nach CED-Erstdiagnose bis zur Diagnose einer Krebserkrankung war
15,5 Jahren (Range 1-29 Jahren). Das Alter bei Erstdiagnose MC zwischen 16 und 40
Jahren (OR 37.9, CI 95% 10-144) und immunosuppressive Therapie (OR 5.5, CI 95% 2.65-11)
waren mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen assoziiert, das Vorliegen extraintestinaler
Manifestationen zeigte dagegen eine inverse Assoziation.
Zusammenfassung Sollten unsere Ergebnisse in unabhängigen Kohorten bestätigt werden, können die von
uns identifizierten Risikofaktoren zu einer effektiveren Nutzung der Vorsorgeressourcen
des Gesundheitssystems für CED-Patienten beitragen.