Einleitung In der Medizin insgesamt und in der Osteologie/Endokrinologie im Speziellen spielen
statistische Informationen zur Diagnosefindung eine große Rolle. Häufig handelt es
sich dabei um Informationen, wie wahrscheinlich bei einem positiven Test eine bestimmte
Krankheit oder ein Befund auch tatsächlich vorliegt. Auch bei einer hohen Sensitivität
eines Tests, kann der positive prädiktive Wert niedrig sein, sodass ein positives
Testergebnis nicht zwangsläufig einer Krankheit einhergeht. Um eine informierte, gemeinsame
Entscheidungsfindung und folglich eine bessere Adhärenz zu ermöglichen, müssen Häufigkeiten
verständlich an Patient*innen kommuniziert werden. Dabei können natürliche Häufigkeiten,
welche sich als hilfreich erwiesen haben, in zwei verschiedene Richtungen kommuniziert
werden: 1. Bayesianische Informationen (BI) (z.B. Anteil der positiv getesteten Personen
an den Personen mit der Krankheit), 2. diagnostische Informationen (DI) (z.B. Anteil
der positiv getesteten Personen an den Personen mit der Krankheit). Ziel der Studie
war es, den Einfluss der Richtung der präsentierten Informationen und der Visualisierung
(jeweils mit vs. ohne sogenanntes „Häufigkeitsnetz“) auf das Verständnis der Patient*innen
zu untersuchen.
Methode 109 Proband*innen, die potenzielle Patient*innen sein könnten, bearbeiteten in einem
2×2×4-Design Aufgaben zu vier verschiedenen Kontexten des endokrinologischen (Schilddrüsenkarzinom
und primärer Hyperaldosteronismus) und osteologischen (familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie
und Morbus Cushing) Fachbereichs. Die Aufgaben wurden in einem realistischen Video
präsentiert, in dem von ärztlicher Seite unterschiedliche natürliche Häufigkeiten
(BI vs. DI) kommuniziert wurden. Jeweils in der Hälfte der Fälle erhielten die Proband*innen
zusätzlich ein Häufigkeitsnetz. Nach dem Betrachten des Videos mussten die Proband*innen
den positiven prädiktiven Wert angeben. Korrektheit und Geschwindigkeit der Antworten
wurden analysiert.
Ergebnisse Die Kommunikation von BI führte zu einer Leistung von nur 10% (ohne Visualisierung)
bzw. 37% (mit Häufigkeitsnetz). Die Aufgaben mit DI wurden ohne Visualisierung von
72% der Proband*innen korrekt gelöst. Die zusätzliche Präsentation eines Häufigkeitsnetzes
verbesserte die Leistung nicht. Die Lösungszeit für richtige Antworten war bei der
Version mit BI ohne Visualisierung am längsten.
Diskussion Die Kommunikation von DI anstelle von BI hilft, Informationen besser und schneller
zu verstehen, und sollte im klinischen Alltag bevorzugt werden. Zusammenfassend lässt
sich sagen, dass das Verständnis der Patient*innen offenbar stark von der Art der
Kommunikation abhängt, weshalb in der medizinischen Praxis großer Wert darauf gelegt
werden sollte.
Keywords Arzt-Patienten-Kommunikation, Häufigkeitsnetz, diagnostische Informationen, Bayesianische
Informationen
Korrespondenzadresse Sarah Frederike Brose, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Medizinische
Klinik und Poliklinik IV, Ziemssenstraße 5, 80336 München, Deutschland, E-Mail: Frederike.Brose@campus.lmu.de