Einleitung Unter Internetbezogenen Störungen (IBS) wird in der
internationalen Forschungsliteratur ein Überbegriff verstanden, der
verschiedene exzessiv betriebene Nutzungsmuster, wie Online-Computerspiele,
Online-Glücksspiele, Online-Kaufen, exzessive Nutzung von sozialen
Netzwerkseiten und auch die suchtartige Nutzung von Onlinepornografie zusammenfasst.
Die als Onlinesexsucht bezeichnete Subform der IBS, bezieht sich auf den
unkontrollierbaren Konsum pornographischen Materials, das über diverse
Anbieter im Internet breit verfügbar und einfach zugänglich ist. In
den westlichen Gesellschaften ist Onlinesexsucht weit verbreitet. Klinisch ist
Onlinesexsucht – vor allem auf dem Hintergrund der
Persönlichkeitsstrukur der Patienten von „klassischer
Sexsucht“ (wie sie als „nicht-paraphile Sexsucht“ im
DSM-III-R in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Erwähnung fand)
abzugrenzen, da die Betroffen an soziosexuellen Kontakten meist überhaupt
nicht interessiert sind.
Material und Methodik Im Vortrag werden Daten eines konsekutiven
behandlungssuchenden Kollektivs von Patienten mit Online-Computerspielsucht denen
von Patienten mit Onlinesexsucht gegenübergestellt. Dabei wurden unter
anderem Persönlichkeitsvariablen sowie Kindheitstrauma
berücksichtigt. Ein auf den Pornografiekonsum abstinenzorientierter
Therapieansatz wird vorgestellt.
Ergebnisse Die Gruppe der Patienten mit Onlinesexsucht, vor allem
Männer mittleren Alters, zeichneten sich durch einen guten Bildungsstand,
gute soziale Integration bei beruflichem Erfolg aus. Rein zeitlich war die
Internetnutzung in dieser Gruppe geringer ausgeprägt. In den
Persönlichkeitsdimensionen (NEO-FFI) zeichneten sich
Onlinesexsüchtige durch niedrige Extraversion, hohe Neurotizismuswerte sowie
geringe Gewissenhaftigkeit aus. Diese Gruppe wies zudem erhöhte
Kindheitstraumatisierungen (emotionaler und körperlicher Missbrauch,
emotionale Vernachlässigung) verglichen mit den
Online-Computerspielsüchtigen als auch mit der Normalbevölkerung
auf.
Zusammenfassung Neben den, wie oft auch für
Internetsüchtige beschriebenen Auffälligkeiten in den
Persönlichkeitsdimensionen zeigt die Gruppe der Onlinesexsüchtigen
vermehrt Belastungen durch Kindheitstraumatisierungen, die unbedingt in der
Behandlung der Störung berücksichtigt werden sollte.