Einleitung Die Pornographie-Nutzungsstörung kann als
Verhaltenssucht betrachtet werden, welche durch eine verringerte Kontrolle
über die Art und Dauer der Nutzung pornographischer Inhalte charakterisiert
ist. Modelle, wie das Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution Modell
(I-PACE), versuchen die Grundlagen und Risikofaktoren dieser Störung zu
erfassen. Dabei kann die Ausprägung der Pornographie-Nutzungsstörung
durch verschiedene interne und externe Faktoren, wie zum Beispiel akuten Stress,
beeinflusst werden. Laut diesem Modell führt die Exposition mit
suchtbezogenen Reizen bei Betroffenen zu neural automatisierten Prozessen
(Reizreaktivität), welche das Verlangen Pornographie zu nutzen
auslösen (Craving). Akuter Stress verstärkt diese Reaktionen.
Gleichzeitig wird der Konsum pornographischer Inhalte als Ablenkung von
alltäglichen Problemen und Stressoren genutzt, während andere
Coping-Mechanismen in den Hintergrund rücken.
Material und Methodik In diesem Vortrag wird ein Überblick zu
theoretischen Annahmen und empirischen Ergebnissen der Beziehung zwischen Stress und
der Symptomschwere der Pornographie-Nutzungsstörung gegeben.
Außerdem werden Ergebnisse zu Interaktionen zwischen Inhibitionskontrolle,
Reizreaktivität und zu exekutiven Funktionen unter experimentell
ausgelöstem Stress berichtet. Die getesteten Probanden waren
männlich mit unterschiedlich stark ausgeprägter Symptomschwere.
Ergebnisse Erste Ergebnisse lassen einen Zusammenhang zwischen
Symptomschwere und Stressanfälligkeit erkennen. Eine
Beeinträchtigung von Inhibitionskontrolle und Exekutivfunktionen als
Symptome der Pornographie-Nutzungsstörung wird diskutiert.
Zusammenfassung Die vorgestellten Studien liefern empirische Hinweise
auf die Funktion von Stress als moderierenden Faktor der
Pornographie-Nutzungsstörung und könnten die Weiterentwickelung von
Behandlungsansätzen beeinflussen.