Einleitung Die seit März 2020 herrschende Covid-19-Pandemie
führte landesweit zu umfassenden Einschränkungen des
öffentlichen Lebens, mit dem Ziel, die Verbreitung des SARS-CoV-2 Virus
einzudämmen. Die Veränderung von Konsumverhaltensweisen mit
Abhängigkeitspotential bildet neben der Zunahme von Sorgen und Einsamkeit
während der Covid-19-Pandemie, ein besonderes Risiko für die
langfristige psychische und physische Gesundheit. Sowohl eine Veränderung
des Konsumverhaltens im Bereich Essen im Sinne von vermehrtem emotionalen Essen, als
auch ein erhöhter Alkohol- und Tabakkonsum könnten vermehrt als
dysfunktionale Bewältigungsmechanismen im Umgang mit Stress und
Ängsten infolge der Covid-19-Pandemie eingesetzt werden.
Material und Methodik N=3245 psychisch gesunde Frauen und
Männer zwischen 18 und 80 Jahren nahmen im Frühjahr 2020 an der
Online-Befragung teil, bei der Veränderungen des Ess -und Sportverhaltens
und des Alkohol- und Nikotinkonsums sowie die psychische Belastung durch die
Covid-19 Pandemie erfragt wurden.
Ergebnisse 18,5% der Teilnehmenden zeigten ein vermehrtes
Essververhalten und gleichzeitig eine geringere sportliche Aktivität. Sie
wiesen zudem ein signifikant höheres Angstniveau (p =.001) und
Stressniveau (p <.001) auf als die übrigen Teilnehmer. 35,5
% der Befragten gaben weiter an, während des Lockdowns
häufiger Alkohol getrunken zu haben; 45,8 % der Teilnehmer
berichteten eine Erhöhung des Nikotinkonsums. Die Wahrscheinlichkeit
für diese Konsumerhöhung hing unter Anderem mit einer
höheren subjektiven Belastung durch die COVID-19-Pandemie und einer
geringeren Zustimmung zu den Beschränkungen zusammen.
Zusammenfassung Die Ergebnisse der Befragung legen nahe, dass in der
Patientenversorgung von Personen mit erhöhter psychischer Belastung durch
die Covid-19-Pandemie, insbesondere auf die Risiken möglicher
Konsumveränderungen von Essen, Alkohol und Nikotin hingewiesen werden
sollte. Das Angebot von Hilfen in diesen Bereichen kann dabei helfen, das Risiko
für die Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Adipositas oder eine
Abhängigkeitsentwicklung, insbesondere bei Fortbestehen der Belastungen der
Covid-19-Pandemie bis zum aktuellen Zeitpunkt, zu minimieren.