Gadea F.
et al.
Fixation of 4-part fractures of the proximal humerus: Can we identify radiological
criteria that support locking plates or IM nailing? Comparative, retrospective study
of 107 cases.
Orthop Traumatol Surg Res 2016;
102: 963-970
F. Gadea et al. untersuchten im Rahmen einer Multicenterstudie diesen Sachverhalt
und kamen zu dem Ergebnis, dass der mediale „Hinge“ einen prognostischen Parameter
darstellt. Für die Studie wurden retrospektiv 107 4-Fragment-Humeruskopffrakturen
ausgewertet – alle waren nicht älter als 3 Wochen nach Fraktur und wurden zwischen
dem 01.01.2009 und 31.12.2011 operiert. 54 Nagel- und 53 Plattenosteosynthesen wurden
hinsichtlich des Constant Scores sowie prä- und postoperativen radiologischen Kriterien
(Röntgen a.–p./lateral) mit Einschluss
-
Fragmentdislokation Tubercula sowie Humeruskopf
-
Morphologie der medialen Säule (Kalkarstabilität, medialer „Hinge“) und
-
Vorhandensein einer Humeruskopfnekrose
erfasst. Ein schlechtes Outcome wurde dabei ab einem Constant Score < 70 % definiert.
In der Auswertung standen sich nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 42 Monaten
eine Nagelosteosynthesegruppe mit gewichtetem Constant Score bzw. schlechtem Outcome
von 77/48 % einer Plattenosteosynthesegruppe mit 81 bzw. 38 % gegenüber. Mittels Nagelosteosynthese
konnte der Humeruskopf in 57 % anatomisch rekonstruiert werden. In 30 % verblieb eine
valgische, in 13 % eine varische Fehlstellung. 58 % anatomische Kopfrekonstruktionen,
29 % valgische bzw. 13 % varische Kopffehlstellungen verblieben nach Plattenosteosynthese.
Die Komplikationsraten waren bei beiden Gruppen vergleichbar.
Sobald sich präoperativ ein medialer „Hinge“ darstellte, gab es signifikante Unterschiede
im gewichteten Constant Score der Platten- (97,4 %) gegenüber der Nagelosteosynthesegruppe
(81,8 %), welches sich ebenfalls in einem schlechten Outcome (9 vs. 52 %) widerspiegelte.
Umgekehrt war das präoperative Fehlen des medialen „Hinge“ kein Prädiktor für einen
signifikanten Unterschied im Constant Score im Hinblick auf die osteosynthetische
Versorgung. Es konnte jedoch ein Trend zur sekundären Varusinstabilität in der Nagelosteosynthesegruppe
nachgewiesen werden.
Fazit
Bei erhaltenem präoperativem medialem „Hinge“ empfehlen die Autoren dieser Studie
die Versorgung der 4-Fragment-Humeruskopffraktur mit winkelstabiler Plattenosteosynthese.
Angeführt wird jedoch auch, dass das funktionelle Ergebnis letztendlich nicht zwingend
von der Methodik der Osteosynthese, sondern vielmehr von der korrekten Reposition
und Retention unter Beachtung der allgemeinen Regeln der internen Fixierung abhängt
(Tubercularekonstruktion, Varuskorrektur, Kalkarstabilisierung).