Am 9.2.2017 haben Sie, lieber Herr Professor Kemper, Ihren 90. Geburtstag gefeiert.
Im Namen des Vorstands der Gesellschaft für Phytotherapie gratuliere ich Ihnen als
unserem Ehrenpräsidenten ganz herzlich. Ihr Name wird untrennbar mit dem Begriff der
wissenschaftlichen Phytotherapie verbunden bleiben, denn Sie haben sich national und
international für deren Belange außerordentlich erfolgreich eingesetzt. Wir haben
Ihnen sehr viel zu verdanken!
Schon als Sie sich mit einem Thema aus der Phytotherapie für das Fach Pharmakologie
und Toxikologie habilitierten, traten Sie dafür ein, dass Wirksamkeit und Unbedenklichkeit
von Phytopharmaka vergleichbar zu chemisch-synthetischen Arzneimitteln belegt werden
können. Mit Ihrer Sichtweise der Phytopharmaka als wissenschaftlich evaluierbare Vielstoffgemische
waren Sie der damaligen Zeit weit voraus. Später haben Sie sich als langjähriger Präsident
unserer Gesellschaft unermüdlich für die Durchsetzung einer wissenschaftlich begründeten
Phytotherapie engagiert. So haben u. a. die vielen von Ihnen geleiteten wissenschaftlichen
Kongresse und Symposien der Gesellschaft für Phytotherapie, aber auch Ihre Mitarbeit
in etlichen Gremien grundlegend dazu beigetragen, dass Deutschland über lange Zeit
weltweit eine Führungsrolle in der Erforschung der Phytotherapie innehatte. Auch für
die Akzeptanz der wissenschaftlichen Phytotherapie in Europa haben Sie sich sehr frühzeitig
eingesetzt, die Gründung der „European Scientific Cooperative for Phytotherapy“ (ESCOP)
ist entscheidend auf Ihre Initiative zurückzuführen. Als langjähriger Chairman des
Board of Directors haben Sie diese Organisation maßgeblich geprägt und zu ihrer internationalen
Akzeptanz beigetragen. Schließlich waren Sie auch für die Weltgesundheitsorganisation
als ständiger Berater für Belange der Phytotherapie tätig.
Neben Ihrem Engagement für die Phytotherapie haben Sie sich als Experte für Toxikologie
in einer Vielzahl von nationalen und europäischen Kommissionen und Gremien, die sich
mit der toxikologischen Unbedenklichkeit von Arzneimitteln, Lebensmitteln, Kosmetika
etc. befassen, im Sinne des Verbraucherschutzes engagiert. Auch die Fortbildung von
Ärzten und Pharmazeuten haben Sie immer gerne unterstützt. Ihr außergewöhnlicher Einsatz
und Ihre Arbeit wurden mit zahlreichen in- und ausländischen Auszeichnungen gewürdigt,
u. a. mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und der Paracelsus-Medaille.
Besonders hervorheben möchte ich schließlich Ihren Einsatz für die Gesellschaft für
Phytotherapie im Jahr 2013 trotz Ihres Alters und Ihrer bereits fortgeschrittenen
Erkrankung. Sie haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die Gesellschaft als
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF) aufgenommen wurde. Damit war sie die erste und bisher einzige wissenschaftliche
Fachgesellschaft, die aus dem Bereich der derzeit als komplementär bezeichneten Verfahren
in diesem Gremium akzeptiert worden ist. Die seither jederzeit mögliche Anwesenheit
von Vertretern der Gesellschaft für Phytotherapie in den Leitlinienkommissionen hat
bereits dazu geführt, dass phytotherapeutische Optionen in verschiedenen Leitlinien
korrekt und evidenzbasiert bewertet worden sind. Damit wird auch die seit 2004 deutlich
reduzierte Wahrnehmung der Phytotherapie durch die Ärzte allmählich wieder ansteigen.
Wir wünschen Ihnen, lieber Herr Professor Kemper, als unserem Nestor, noch viele Lebensjahre
in guter Lebensqualität und danken Ihnen für alles, was Sie für uns und die Phytotherapie
getan haben, sehr herzlich.
Prof. Dr. Karin Kraft
Im Namen des Vorstands der Gesellschaft für Phytotherapie e.V.
Dr. Rainer Stange, Dr. Barbara Steinhoff und Cornelia Schwöppe