Molyneaux PL.
et al.
Host-Microbial interactions in Idiopathic Pulmonary Fibrosis.
Am J Resp Crit Care Med 2017;
DOI:
10.1164/rccm.201607-1408OC
Der aktuelle Forschungsstand zur Ätiologie der IPF geht von rezidivierenden Alveolarschädigungen
aus, die bei genetisch prädisponierten Patienten mit insuffizienten alveolären Reparaturmechanismen
zu Vernarbungen führen. Patienten mit Polymorphismen des TOLLIP- und MUC5B-Gens hatten
eine erhöhte Vulnerabilität für eine IPF. TOLLIP (Toll interacting protein) stört
die Erkennung mikrobieller Pathogene und schwächt die antiinflammatorische Immunantwort.
MUC5B ist essenziell für die Makrophagenfunktion und die mukoziliare Clearance von
Bakterien. In der prospektiven Studie erhielten 60 Patienten mit einer IPF eine Genanalyse
unter Berücksichtigung des TOLLIP- und MUC5B-Genotyps, eine Bronchoskopie mit bronchoalveolärer
Lavage (BAL) und eine Lungenfunktion. In 30 Fällen kamen Langzeitdaten hinzu. 20 gesunde
Personen bildeten die Kontrollgruppe.
Die Patienten waren durchschnittlich 67,8 Jahre alt und überwiegend männlich (65 %).
In den meisten Fällen lag eine mittelschwere Erkrankung vor (Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität
40,9 %/ forcierte Vitalkapazität 73,4 %). In 12 Monaten starben 24 Patienten und bei
13 weiteren trat eine Progression ein. Verglichen mit den Kontrollen war die mikrobielle
Last bei einer IPF um das 2-Fache gesteigert. Patienten mit IPF hatten signifikant
mehr DNA-Abschnitte von 4 Spezies (Hämophilus, Neisserien, Streptokokken und Veillonellen).
Die integrierte Netzwerkanalyse ergab 2 Module, die mit der Diagnose, der Bakterienlast,
den spezifischen operativen taxonomischen Einheiten sowie einer Granulozytose in Blut
und BAL assoziiert waren. In den Modulen stachen 6 Gene heraus, die bedeutsame Proteine
für die Abwehr von Bakterien kodieren:
-
NLRC4 (Inflammosome),
-
PGLYRP1 (Bakterizidie Gram-positive Keime),
-
MMP9 (Wundheilung),
-
DEFA4 (Membrandestruktion),
-
SLPI (Leukozyteneptidase-Inhibitor),
-
CAMP (Cathelicidin).
Verglichen mit dem initialen Befund nahm die Genexpression bei den Patienten in 12
Monaten insgesamt zu. Dies galt bei stabilen und progressiven Verläufen. Die absolute
Expressionssteigerung korrelierte mit dem Überleben. Im Unterschied zu nicht progredienten
Fällen hatten Patienten mit einer Krankheitsverschlechterung nach 1, 3, 6 und 12 Monaten
signifikant höhere Absolutwerte für MMP9 und SLPI (p = 0,05 und p = 0,008).
Patienten mit IPF hatten ein verändertes respiratorisches Mikrobiom und eine spezifisch
antimikrobielle Abwehrsteigerung, die mit dem Verlauf korrelierte und kontinuierlich
nachweisbar war. Diesen Dauerstress durch das veränderte und/oder verstärkte Mikrobiom
interpretieren die Autoren als Stimulus für die wiederholte Alveolarschädigung. Interventionsstudien
mit Antibiotika oder anderen Mikrobiomnachweisen könnten die klinische Relevanz der
Ergebnisse überprüfen.
Dr. med. Susanne Krome, Melle