Ruzicka T.
et al.
Anti–Interleukin-31 Receptor A Antibody for Atopic Dermatitis.
New Engl J Med 2017;
376: 826-835
In einer Phase-1-Studie unterdrückte eine subkutan injizierte Einmaldosis Nemolizumab
den Juckreiz bei Patienten mit Atopischer Dermatitis und führte so zu besserem Schlaf
und verringertem Bedarf an topischen Glukokortikoiden. In der jetzt vorliegenden Phase-2-Studie
wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Nemolizumab weiter getestet.
In der doppelblinden, plazebo-kontrollierten 12-wöchigen Studie erhielten Patienten
mit mäßiger bis schwerer Atopischer Dermatitis, die auf topische Behandlung nicht
ausreichend ansprach, randomisiert entweder 0,1 mg, 0,5 mg oder 2,0 mg CIM331 pro
kg Körpergewicht oder Plazebo alle 4 Wochen – oder eine explorative Dosis von 2,0 mg/kg
alle 8 Wochen.
Deutlicher Rückgang des Juckreizes
216 der 264 der ursprünglich randomisierten Teilnehmer (82 %) beendeten die Studie.
Nach 12 Wochen war bei den Patienten, die Nemolizumab im 4-Wochen-Rhythmus erhielten,
der Pruritus auf der visuellen Analog-Skala um 43,7 % (0,1-mg-Gruppe), 59,8 % (0,5-mg-Gruppe),
63,1 % (2,0-mg-Gruppe) bzw. 20,9 % (Plazebo-Gruppe) zurückgegangen (p < 0,01 für alle
Vergleiche). Die Hautsymptome waren auf dem Eczema Area and Severity Index (EASI)
um 23,0 %, 42,3 %, 40,9 % bzw. 26,6 % zurückgegangen, die betroffene Hautoberfläche
um 7,5 %, 20,0 %, 19,4 % bzw. 15,7 % reduziert.
Die Studiengröße erlaubt keine zuverlässigen Aussagen zu unerwünschten Wirkungen (UAW).
Die verzeichneten UAW waren bei Nemolizumab-Patienten und Plazebo-Patienten ähnlich
– mit Ausnahme einer Verschlimmerung der Dermatitis-Symptomatik und peripherer Ödeme,
die in der Nemolizumab-Gruppe häufiger auftraten. Etwa 17 % der Patienten in allen
Gruppen brachen die Behandlung ab – in der Mehrzahl der Fälle wegen einer Verschlimmerung
der Dermatitis-Symptome, möglicherweise infolge einer verzögerten Behandlung wegen
des relativ strengen Studienprotokolls.
Das Studiendesign war nicht darauf angelegt, verschiedene Dosierungen für Nemolizumab
zu vergleichen. Die Daten, die nun zur Verfügung stehen, deuten allerdings darauf
hin, dass die Dosis von 0,5 mg/kg alle 4 Wochen das beste Nutzen-Schaden-Profil hat.
Jucken beeinträchtigt die Lebensqualität
Möglicherweise spielt IL-31 nicht nur für den Juckreiz eine Rolle, sondern auch für
andere Symptome der Atopischen Dermatitis – etwa durch Effekte auf die physiologische
Hautbarriere oder auf das Wachstum sensibler Nerven. Und möglicherweise beeinflusst
Nemolizumab auch diese anderen Effekte von IL-31. Aber vor allem seine Hauptwirkung
auf den Juckreiz dürfte für Dermatitis-Patienten wertvoll sein; Studien haben gezeigt,
dass der Juckreiz die Krankheitssymptomatik insgesamt verschlimmern kann und dass
er sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt – inklusive Schlafstörungen, Depression,
Aggressivität, einer negativen Einstellung zum eigenen Körper und Suizidgedanken.
Monatliche Gaben von Nemolizumab reduzieren den Juckreiz bei Patienten mit mäßiger
bis schwerer Atopischer Dermatitis deutlich. Die Ergebnisse dieser Phase-2-Studie
müssen noch in weiteren Untersuchungen erhärtet werden, sie sind aber vielversprechend
für die Lebensqualität der Betroffenen.
Dr. Nina Drexelius, Hamburg