Die hier besprochene, in Deutschland 2016 in den Heften 3 bis 5 der ErgoMed/Zeitschrift
für Praktische Arbeitsmedizin publizierte Studie wurde von dem belgischen Auftragsforschungsinstitut
Prevent [[1]] im Auftrag der International SOS Foundation [[2]] zwischen 2012 und 2014 durchgeführt.
Insbesondere die Kosten und der Nutzen von 2 unterschiedlichen Typen von Präventionsprogrammen
wurden im Rahmen analysiert. Zum einen wurde eine Eignungsuntersuchung durchgeführt,
die auch Anteile der in Deutschland üblichen arbeitsmedizinischen Vorsorge für Auslandsaufenthalt
unter besonderen klimatischen Belastungen und Infektionsgefährdungen (gemäß ArbMedVV
Anlage 4 und G 35 DGUV) beinhaltete. Zum anderen wurde eine Malariapräventionsprogramm
(Informationen, Moskitonetze, Repellents und Medikamente) durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie:
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Bei circa 7 % der Auslandstätigkeiten kam es zu Evakuierungen und Repatriierungen,
davon
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28 % aufgrund von Unfällen mit Verletzungen,
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14 % wegen Kreislauferkrankungen und
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14 % wegen Magen-Darm-Erkrankungen
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38 % der Reisenden waren gesundheitlich beeinträchtigt, 14 % davon waren arbeitsunfähig.
Außerdem wurden folgende wichtige Erkenntnisse gewonnen:
Kommentar
Die Studie bestätigt die Erkenntnisse aus anderen, internationalen Studien zu diesem
Thema: Verkehrsunfälle gehören zu den häufigsten Gesundheitsrisiken bei beruflichen
Auslandsreisen. Und: Eine umfangreiche reisemedizinische Beratung oder gegebenenfalls
Schulung mit allen relevanten Aspekten ist wichtig.
Zu den relevanten Aspekten gehören Informationen über Risiken im Straßenverkehr, die
Sicherheitslage am Einsatzort, Umweltbelastungen (z. B. Smog), Infektionsgefährdungen,
klimatische Belastungen, der Schutz vor Insektenstichen und Parasiten, kulturelle
Besonderheiten und viele andere Informationen. Der Beurteilung der gesundheitlichen
Eignung der Reisenden für die entsprechenden Destinationen wird in solchen Beratungen
große Bedeutung beigemessen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und um
erhebliche Kosten für Rückführungen und Misslingen von Auslandsprojekten zu vermeiden.
Die Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland nimmt jährlich zu, dies gilt für langzeitige
und kurzzeitige Auslandseinsätze, internationale Pendler, als auch für häufig Reisende.
Die Kosten für die Auslandseinsätze sind erheblich. Kostenintensiv sind aber auch
Einsatzabbrüche, weil Mitarbeiter während des Einsatzes erkranken oder verunfallen.
Die Kosten für einen abgebrochenen Auslandseinsatz werden unterschiedlich stark bewertet,
sie liegen aber meist deutlich oberhalb von 50 000 US-Dollar und betragen ungefähr
das 3- bis 5-fache des Jahresgehalts des betroffenen Mitarbeiters [[3]].
Ein „Return on Prevention“ von circa 1,34, wie bei der Malariaprophylaxe errechnet,
bedeutet, dass letztlich durch jeden ausgegebenen Euro Kosten von 1,34 Euro vermieden
werden. Eine Rendite von 34 %, als die man diesen Wert auch bezeichnen könnte, lässt
fast jedes Unternehmen aufhorchen.
Bei fehlenden oder unzureichenden Präventionsprogrammen drohen oft vermeidbare Gesundheitsrisiken,
die im Extremfall eine äußerst kostspielige Evakuierung oder Repatriierung und den
Abbruch oder die Verzögerung des Auslandseinsatzes zur Folge haben können. Die möglichen
Kosten müssen die Aufwendungen für die Prävention entgegengestellt werden. Der „Return
on Investment“, oft wird hier auch vom „Return of Prevention“ gesprochen, wurde bei
medizinischen Vorsorgeprogrammen auf 1 : 1,6 bis zu 1 : 2,53 geschätzt. Die speziellen
Malariapräventionsprogramme zum Beispiel konnten Todesfälle um circa 70 % reduzieren.