Die 9. Deutschen Kardiodiagnostiktage haben vom 23.–25. Februar wieder in Leipzig
stattgefunden. Mit fast 600 Teilnehmern gehören die Deutschen Kardiodiagnostiktage
mittlerweile zu den führenden kardiovaskulären Bildgebungssymposien in Europa und
werden interdisziplinär unter der Ägide der Arbeitsgruppen für CT und MRT der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) und der AG
Herz- und Gefäßdiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft e. V. (DRG) organisiert.
Ebenso erhält die Veranstaltung die aktive Unterstützung der AG Nuklearkardiologie
der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e. V. (DGN). An 3 Tagen wurden Entwicklungen,
Trends und aktuelle Studienergebnisse auf dem Gebiet der kardiovaskulären Bildgebung
diskutiert.
Traditionell fanden am ersten Tag Workshops zur kardialen Magnetresonanztomografie
(MRT) und der Computertomografie (CT) statt, die entsprechend des unterschiedlichen
Levels zertifiziert und anerkannt sind. Zwischen den einzelnen Workshops wurden multiple
LIVE-Cases gezeigt, welche die Notwendigkeit der additiven Bildgebung wie der Echokardiografie,
der kardialen MRT, der CT bei kardiovaskulären Interventionen, wie TAVI oder MitraClip
oder bei elektrophysiologischen Eingriffen unterstrichen. Im letzten Jahr standen
u. a. LIVE-Cases zur nicht-invasiven Koronardiagnostik im Vergleich zur FFR-Bestimmung
mittels Computational Fluid Dynamics (CFD) durch CTFFR oder QFR im Vordergrund, zu denen noch Ergebnisse nachgetragen werden konnten. So
stimmten die Ergebnisse der LIVE invasiv gemessenen FFR gut mit den Ergebnissen der
QFR aus der Angio und der CTFFR aus der Koronar-CT bei einer Patientin mit hochgradiger distaler RCA-Stenose überein.
Alle Berechnungen zeigten eine FFR oberhalb des Normbereichs, weshalb von einer interventionellen
Therapie abgesehen werden konnte ([Abb. 1]).
Abb. 1 „Warten auf den FFR-Abfall“. Nachtrag zum KHK-LIVE-CASE DKDT 2016. Sowohl in der
QFR (Fa. Medis) aus den biplanen Angiografiedaten, als auch in der nachträglich bestimmten
CT-FFR (Fa. HeartFlow) aus CT-Daten konnte korrespondierend zu den invasiv ermittelten
Werten keine hämodynamische Relevanz einer visuell hochgradigen distalen RCA-Stenose
nachgewiesen werden.
An den beiden Folgetagen standen nach der offiziellen Eröffnung durch die beiden Kongresspräsidenten
– Prof. Holger Thiele (Lübeck) und Prof. Matthias Gutberlet (Leipzig) – und die traditionellen
Ehrung eines Vertreters aus der Kardiologie oder Radiologie, der sich um die kardiovaskuläre
Bildgebung besonders verdient gemacht hat, der Austausch zu aktuellen wissenschaftlichen
Ergebnissen und die Umsetzung der Ergebnisse im klinischen Alltag im Vordergrund.
In diesem Jahr wurde Prof. Dr. med. Dr. h. c. Maximilian Reiser (München) geehrt ([Abb. 2]).
Abb. 2 Prof. Dr. med. Matthias Gutberlet (links) und Prof. Dr. med. Holger Thiele (rechts)
überreichen Prof. Dr. med. Dr. h. c. Maximilian Reiser (Mitte) stellvertretend für
die Präsidenten der DRG und DGK die Urkunde für seine Verdienste um die nicht-invasive
kardiovaskuläre Bildgebung.
In der kardialen MRT stellt die parametrische Bildgebung (Mapping) derzeit das „Hot
Topic“ schlechthin dar. Hiermit werden für kardiale Gewebe spezifische, absolut quantifizierbare
T1- oder T2-Zeiten für jedes Voxel, generiert und somit z. B. Informationen über die
Myokardfibrosierung oder Inflammation erhalten. Die klinischen Einsatzmöglichkeiten
des Mapping sind vielfältig. In aktuellen Studien konnte gezeigt werden, dass mittels
T1- und T2-Mapping zum Beispiel die Diagnosestellung bei der Myokarditis im Vergleich
zu den Standard Lake Louise-Kriterien [1], die eine Kombination aus frühem relativem Enhancement, relativem Wassergehalt und
delayed enhancement nutzen, verbessert werden kann ([Abb. 3]) [2]. In einer impulsiv geführten Pro- und Kontra-Debatte wurde ausführlich die Frage
nach dem geeignetsten Referenzstandard für die Diagnose einer Myokarditis diskutiert.
In vielen Studien wurde alleine eine klinische Einschätzung als Referenzstandard gewählt,
während für viele Autoren der Referenzstandard eher die endomyokardiale Biopsie darstellt,
auch wenn selbst für die histopathologische Analyse die Kriterien für die Diagnosestellung
nicht 100 % validiert sind. An der regen Diskussion beteiligten sich u. a. auch zwei
Pioniere der MRT-Myokarditisdiagnostik, Frau Prof. Jeanette Schulz-Menger (Berlin)
und Prof. Matthias Friedrich (Montreal/Heidelberg), die sich für eine alleinige klinische
Einschätzung, insbesondere bei akuter Myokarditis aussprachen. Prof. Friedrich betonte
allerdings, dass die Lake-Louise Kriterien auch nur für die akute Myokarditis validiert
seien. PD Dr. Dr. Philip Lurz (Leipzig) vertrat die Position, dass zwar die Biopsie
ihre deutlichen Limitationen habe, aber insbesondere bei Studien von Patienten mit
dem Verdacht auf eine chronische Myokarditis, wo die klinischen Kriterien nicht mehr
eindeutig seien, eine Biopsie als Referenz zu fordern sei.
Abb. 3 Links: T1 Zeiten auf 3.0 Tesla, berechnetes extrazelluläres Volumen sowie T2 Zeiten
eines Patienten ohne (linke Spalte) und einen Patienten mit bioptisch gesicherter
Myokarditis (rechte Spalte) mit höheren Werten bei Myokarditis für alle 3 Mapping-Parameter.
Rechts: Receiver operator Kurven (ROC) von 61 Patienten mit V.a akute Myokarditis
mit höheren AUCs für das native T1 mapping, berechnetes extrazelluläres Volumen (0,75)
sowie T2 mapping verglichen mit den Lake-Louise-Kriterien (adaptiert von Referenz
2).
Das Mapping kann aber auch genutzt werden, um verschiedene hypertrophe Kardiomyopathien
voneinander zu unterscheiden. Insbesondere Patienten mit einem M. Fabry scheinen niedrigere
T1-Werte zu haben als Patienten mit einer hypertrophen Kardiomyopathie oder mit anderen
infiltrativen Erkrankungen [3]
[4]. Das Mapping bietet zudem große Möglichkeiten, auch frühe myokardiale Veränderungen,
wie zum Beispiel bei HFpEF [5], Aortenklappenstenose oder anderen myokardialen Erkrankungen, früh vor klinischen
manifesten Veränderungen detektieren zu können.
Die initiale Hoffnung, dass die parametrische Bildgebung ähnlich robust wie die Houndsfield-Einheiten
in der CT einsetzbar seien, scheint sich allerdings wohl leider nicht zu bestätigen.
Ein weiteres Highlight des Meetings stellten wieder die MRT- und CT-FACE-OFF-Sessions
dar, bei der verschiedene Analyse-Softwarefirmen 2 Fälle innerhalb eines limitierten
Zeitfensters von nur 7 – 10 Minuten auszuwerten hatten. Diesmal war neben der Auswertung
einer MR-Stressuntersuchung eines Patienten mit KHK, die Shuntquantifizierung eines
ASD gefragt ([Abb. 4]). In der MR-Session traten 7 Firmen, in der CT-Session 5 Firmen „gegeneinander“
an. Hier musste neben einer Koronar-CT eine komplette Prä-TAVI-Evaluation erfolgen.
Abb. 4 Links: Zwei Firmenteilnehmer an der MR FACE-OFF Session bei der Flussauswertung eines
Patienten mit ASD und einem ausgeprägten Links-Rechtsshunt. Rechts: Gespannte Betrachtung
der Auswertungen der Mitbewerber bei der MR FACE-OFF Session auf den zwei großen Leinwänden.
Die wissenschaftliche Leitung des Kongresses hat sich entschlossen auch im nächsten
Jahr die Veranstaltung wieder in Leipzig durchzuführen. Dieses wird eine Jubiläumsveranstaltung
werden, da es dann die 10. Deutschen Kardiodiagnostiktage sind, die vom 22.02.–24.02.2018
wieder in der Kongresshalle im Zentrum der Stadt Leipzig stattfinden. Hier werden
sich die Veranstalter sicher einiges Besonderes einfallen lassen. Weitere Infos unter:
http://www.kardiodiagnostik.de/