Aktuelle Dermatologie 2017; 43(07): 281
DOI: 10.1055/s-0043-112842
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Faktoren beeinflussen Aggressionsgrad

Coneo AMC. et al.
The influence of oprimism, social support and anxiety on aggression in a sample of dermatology patients: an analysis of cross-sectional data.

Br J Dermatol 2017;
176: 1187-1194
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Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

    Die Einstellung von Patienten zu ihrer Hautkrankheit hängt nicht vom Schweregrad der Läsionen ab, sondern resultiert aus körperlichen, kulturellen und kognitiven Faktoren, die auf die psychische Belastung Einfluss nehmen. Die Autoren überprüften 16 Prädiktoren auf ihren Vorhersagewert. Besonderes Augenmerk legten sie auf die Bedeutung einer optimistischen Grundhaltung und den Endpunkt Aggression.


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    Dermatologische Patienten fühlen sich oft stigmatisiert, sind ängstlicher und haben ein geringes Durchsetzungsvermögen. Die Empfindung der ungerechten Ausgrenzung kann zu großer Wut, aber auch zu prosozialem Verhalten führen, das eine größere Akzeptanz bewirken soll. Die Studienautoren überprüften die Assoziation zwischen dispositionellem Optimismus, psychosozialer Unterstützung und spezifischer Selbstwahrnehmung, Angst/Depression sowie dem Aggressionsgrad. An der Querschnittsstudie nahmen 91 ambulante Patienten teil. Unterschiedliche Hautareale verursachten bei den 59 Frauen und 32 Männern Sorgen bezüglich ihrer äußeren Erscheinung. 30 % gaben Kopf und Hals, 30 % Hände, Arme und Beine als wichtigste Lokalisationen an. > 50 % bezeichneten es als unmöglich, die Hautkrankheit durch Kleidung zu verstecken. Der HADS (Hospital Anxiety and Depression Score) wies bei 34 % auf eine Angststörung und bei 31 % auf eine Depression hin. Das Gefühl von Wut und Feindseligkeit war insgesamt nicht gesteigert, wurde aber durch psychosoziale und demografische Faktoren beeinflusst. Das multifaktorielle Modell erklärte 53 % der interindividuellen Variabilität. Der Familienstatus, die Bewertung und Auffälligkeit der Hautkrankheit, soziale Unterschiede und äußerliche Besonderheiten waren nicht signifikant. 3 Variablen beeinflussten das Ausmaß der Aggression negativ:

    • männliches Geschlecht,

    • junges Lebensalter,

    • hohe Ängstlichkeit.

    Die Autoren identifizierten auch Schutzfaktoren. Patienten, die sich psychosozial gut unterstützt fühlten, entwickelten geringere Wutgefühle. Besonders positiven Einfluss hatte eine optimistische Einstellung. Die zuversichtliche Grundhaltung und das Vertrauen in die Zukunft förderte offenbar die Resilienz und die Entwicklung individueller Bewältigungsstrategien.

    Fazit

    Die Studie wies Risikogruppen für eine gesteigerte Aggression bei dermatologischen Patienten nach. Die Autoren identifizierten junge Männer als besondere Zielgruppe für Interventionsprogramme. Diese sollten einen besonderen Schwerpunkt auf die psychosoziale Unterstützung der Patienten legen. Darüber hinaus müsse eine positive Grundeinstellung Ziel sein, denn Optimismus könne man lernen.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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