Anamnese und klinischer Befund
34-jährige Patientin serbischer Herkunft mit Fitzpatrick-Hauttyp IV. Am Nasenrücken,
an der Wange und an der Ohrmuschel links verrukös überlagerte infiltrierte Erytheme
mit narbig veränderter Oberflächenkontur ([Abb. 1]).
Abb. 1 Ohrmuschel links: infiltrierte schuppende Erytheme mit narbigen Einziehungen.
Histologischer Befund
Verruköses Epidermisprofil mit follikulärer Hyperkeratose. Vakuoläre Basalzelldegeneration
des Epithels, Grenzflächendermatitis mit lichenoidem lymphozytärem Entzündungsinfiltrat
entlang den dermoepidermalen und follikulären Junktionszonen ([Abb. 2]).
Abb. 2 HE-Präparat: Follikuläre Hornkegel, lichenoide und tiefere knotige Lymphozyteninfiltrate,
Grenzflächendermatitis.
Diagnose
Chronisch discoider Lupus erythematodes (CDLE).
Differenzialdiagnose Psoriasis, tiefe Mykose, Lupus vulgaris, Lupus erythematodes
Das feingewebliche Bild der junktional aggressiven Grenzflächendermatitis unterscheidet
hier den CDLE eindeutig von der granulomatösen Entzündung mit„verkäsender“ Bindegewebsdegeneration
des Lupus vulgaris. Zu den potenziell mutilierenden Dermatosen mit Prädilektion für
die Ohrmuschel zählen beide, der Lupus vulgaris und der (diskoide) Lupus erythematodes
[1]. Beide Erkrankungen gehören gerade bei Patienten mit Migrationsanamnese in die engere
Differenzialdiagnose. Kutane mykobakterielle Infektionen stellen bekanntlich häufiger
importierte Erkrankungen dar. Lupus erythematodes zeigt eine erhöhte Inzidenz, besondere
klinische Präsentationsformen und Progressionsneigung vom diskoidem zum systemischen
Typ bei dunkel pigmentierten Hauttypen [2]
[3]. Aufgrund der Dynamik der Wanderungsbewegungen ist mit zunehmenden Patientenzahlen
auch bei uns zu rechnen. Dermatologische Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang
somit nicht nur besondere Infektionen und Infestationen, sondern auch klassische Dermatosen
wie der LE. In den USA wurde diesem dermatologischen Anliegen für die Hauttypen IV
bis VI bereits 2004 durch die Gründung der Skin of Color Society (www.skinofcolorsociety.org) mit dem Motto „diversity in dermatology“ Rechnung getragen.