Handchir Mikrochir Plast Chir 2017; 49(05): 337-340
DOI: 10.1055/s-0043-119690
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Narbige Hyperextension im Handgelenk durch Paravasat im Kindesalter – Zweizeitige Narbenkorrektur mit dermalem Hautersatz (Integra®) und Spalthauttransplantation

Scar contracture with hyperextension in the wrist due to extravasation in the childhood – two-stage scar correction with the dermal regeneration template (Integra®) and skin graft
Fabian R. Wissing
,
Seung-Min Ryu
,
Henrik Menke
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Publication History

Publication Date:
17 October 2017 (online)

Einleitung

Freiliegende Sehnen im Bereich der Hand können aufgrund Trauma, Verbrennung oder Tumorresektion resultieren. Die adäquate Bedeckung der Sehnen als auch die Versorgung des Weichteildefekts stellt für den Plastischen- und Handchirurgen weiterhin eine Herausforderung dar. Voraussetzung für eine erfolgreiche Hauttransplantation auf bradytrophem Sehnengewebe ist ein intaktes Paratenon, da sonst keine suffiziente Einheilung zu erwarten ist. Da die Möglichkeiten der lokalen und regionalen Lappenplastiken im Bereich der distalen oberen Extremität und der Hand begrenzt sind, gestaltet sich der dauerhafte Wundverschluss über denudierten Sehnen naturgemäß schwierig. Freie Lappenplastiken stellen durchaus eine Möglichkeit dar, setzen jedoch intakte Gefäße voraus und sind aufgrund langer Operationszeiten und entsprechender Hebemorbidität des Spenderareals, auch in Bezug auf den Kostenfaktor, eine Option die gut überlegt sein muss [1].

Integra® ist ein dermaler Hautersatz und wurde 1981 durch die Integra Life Sciences Corporation (Plainsboro, NJ) auf den Markt gebracht. Die zweischichtige dreidimensionale Membran setzt sich aus bovinem Kollagen und einer aus Glykosaminoglukan (Chondroitin-6-Sulfat) bestehenden „Dermis“ zusammen. Die „epidermale“ Schicht besteht aus einer temporär aufliegenden Silikonfolie, welche der Austrocknung des Wundbettes vorbeugen soll [1]. Der dermale Hautersatz Integra ist auch als Integra Single Layer erhältlich, wobei hier die „epidermale“ Silikonfolie nicht vorhanden ist und Spalthaut einzeitig transplaniert werden kann. Die dreidimensionale Matrix ermöglicht bei ausreichend vaskularisiertem Wundrand das Einsproßen von Fibroblasten, Endothelzellen und Blutgefäßen in der dem Wundbett zugewandten Membran, so dass schließlich eine Neodermis entstehen kann. Üblicherweise kann nach 2–4 Wochen die Silikonschicht entfernt und Spalthaut auf die Neodermis transplantiert werden. In Abhängigkeit von Defektgröße und der Art des Defekts kann die Dauer der Einheilung jedoch länger dauern [2]. Durch eine zusätzliche Wundabdeckung mit einer Vacuum assisted closure-Therapie (V. A. C.) konnte die Neoangiogenese beschleunigt und das Einheilen von Integra® verbessert werden [3]. Weiterhin wird durch die Neodermis die Fibroblastenmigration minimiert, wodurch Kontraktion und Adhäsionen der tiefer liegenden Strukturen verringert werden und somit das Gleiten der Sehnen verbessert wird [4]. Über freiliegenden Sehnen bietet Integra® einen stabilen und gut vaskularisierten Wundgrund, so dass eine Hauttransplantation durchgeführt werden kann [5].

 
  • Literatur

  • 1 Hulsen J, Diederich R, Neumeister MW. et al. Integra dermal regenerative template application on exposed tendon. Hand 2014; 9: 539-542
  • 2 Constant E, Burke JF. Successful use of a physiologically acceptable artificial skin in the treatment of extensive burn injury. Plast Reconstr Surg 1982; 70: 784
  • 3 Moiemen NS, Yarrow J, Kamel D. et al. Topical negative pressure therapy: Does it accelerate neovascularisation within the dermal regeneration template, Integra? A prospective histological in vivo study. Burns 2010; 36 (06) 764-768
  • 4 Dantzer E, Queruel P, Salinier L. et al. Dermal regeneration template for deep hand burns: Clinical utility for both early grafting and reconstructive surgery. Br J Plast Surg 2003; 56: 764-774
  • 5 Weigert R, Choughri H, Casoli V. Management of severe hand wounds with integra(R) dermal regeneration template. J Hand Surg Euro Vol 2011; 36: 185-193
  • 6 Capo JT, Kokko KP, Rizzo M. et al. The use of skin substitutes in the treatment of the hand and upper extremity. Hand 2014; 9: 156-165
  • 7 Carothers JT, Brigman BE, Lawson RD. et al. Stacking of a dermal regeneration template for reconstruction of a soft-tissue defect after tumor excision from the palm of the hand: A case report. J Hand Surg Am 2005; 30: 1322-1326
  • 8 Schneider J, Biedermann T, Widmer D. et al. Matriderm® versus Integra®: A comparative experimental study. Burns 2009; 35: 51-57
  • 9 Ravishankar A, Wong V, Ravishankar A. et al. Integra versus matriderm in burn reconstruction: Consecutive Analysis of A Single Surgeon’s Experience. Eur J Med Res 2010; 15: 225-226
  • 10 Demiri E, Papaconstantinou A, Dionyssiou D. et al. Reconstruction of skin avulsion injuries of the upper extremity with integra® dermal regeneration template and skin grafts in a single-stage procedure. Arch Orthop Trauma Surg 2013; 133: 1521-1526
  • 11 Heimbach D, Luterman A, Burke J. et al. Artificial Dermis for Major Burns. Ann Surg 1988; 208: 313-320