Skoie IM.
et al.
Fatigue in psoriasis: a controlled study.
Br J Dermatol 2017;
177: 505-512
Skoie et al. rekrutierten für ihre Studie fortlaufend norwegische Patienten über 18
Jahren, die zwischen November 2012 und Mai 2015 in die Dermatologie-Ambulanz der Universitätsklinik
Stavanger überwiesen worden waren. Sie schlossen Patienten mit chronischer Plaque-Psoriasis
ein, die nicht gleichzeitig an anderen Formen von Psoriasis, Krebs, Psoriasisarthritis,
anderen chronisch-entzündlichen Krankheiten oder einer unbehandelten Schildrüsenüberfunktion
oder -unterfunktion litten. 84 Patienten wurden mit 84 gesunden Kontrollpersonen für
Alter und Geschlecht gematcht.
Die Forscher sammelten für alle Probanden demografische und klinische Daten, Informationen
zu Krankheitsverlauf, medizinischer Behandlung und Tabakrauchen. Den Schweregrad der
Fatigue bestimmten sie mit 3 verschiedenen herkömmlichen Verfahren: der fatigue Visual
Analogue Skala (fVAS), der Fatigue Severity Skala (FSS) und der Short Form 36 (SF-36).
Mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) untersuchten sie die Krankheitsaktivität
und mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI) den Einfluss auf die Lebensqualität.
Psoriasis-Patienten zeigten bei allen 3 verwendeten Fatigue-Tests signifikant höhere
Werte als gesunde Personen gleichen Alters und Geschlechts. Fast 50 % der an Psoriasis
erkrankten Probanden der Studie litten unter Fatigue. Die Forscher ermittelten für
Patienten im Vergleich zu Kontrollen mittlere fVAS-Werte von 51 (Quartilsabstand [QA]
21 – 67) vs. 11 (QA 3 – 20), FSS-Werte von 4 (QA 2,5 – 5,3) vs. 1,6 (QA 1,1 – 2,2)
und SF-36 Vitalitäts-Werte von 43 (QA 25 – 85) vs. 73 (QA 65 – 85). Raten für eine
klinisch relevante Fatigue lagen bei 51 % vs. 4 % (fVAS), 52 % vs. 4 % (FSS) und 42 %
vs. 2 % (SF-36 Vitalität) (p < 0,001 für alle Unterschiede).
Der Schweregrad der Fatigue hing signifikant mit Rauchen, Schmerz und Depression zusammen.
Dagegen waren eine höhere Krankheitsaktivität (PASI-Wert) oder erhöhte inflammatorische
Blutwerte, z. B. des C-reaktiven Proteins (CRP), nicht mit einer stärker ausgeprägten
Fatigue verbunden. Dies weist darauf hin, dass die Fatigue nicht durch Entzündungsreaktionen,
sondern durch andere Prozesse verursacht werden könnte.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Fatigue ein ernst zu nehmender Aspekt der Psoriasis-Erkrankung
sein kann. Unabhängig von pro-inflammatorischen Prozessen könnten andere Faktoren
wie oxidativer Stress und Ursachen für Schmerz und Depressionen zu ihrer Entstehung
beitragen. Laut der Autoren könne ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen
Psoriasis und Fatigue dabei helfen, den Patienten bessere Pflege- und Selbsthilfeoptionen
anzubieten und in Zukunft bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Dr. Ellen Kilger, Tübingen