Erfahrungsheilkunde 2017; 66(06): 337
DOI: 10.1055/s-0043-123262
Editorial
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

„Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie.“

Albert Einstein
Volker Schmiedel
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Publication Date:
15 December 2017 (online)

Zum Thema „Gynäkologie“ ein passendes Zitat zu finden, fiel mir nicht leicht. Wenn schon nicht Frauenheilkunde, dann müssen wenigstens die Frauen ein leicht ironisches Zitat verkraften. Nach meinem persönlichen Eindruck gibt es nicht wenige begeisterte naturheilkundlich tätige Gynäkologinnen und Gynäkologen. Aber viele lehnen die Naturheilkunde nach wie vor als esoterischen Schabernack ab. Dies ist sehr bedauerlich, denn wie wir in dieser Ausgabe sehen, hält die Naturheilkunde einen bunten Strauß unterschiedlichster Möglichkeiten bei vielen gynäkologischen Störungen bereit.

Mit der neuraltherapeutischen Spritze können in der Hand des Geübten unterschiedlichste gynäkologische Beschwerden wie etwa Hyperemesis oder Mastitis behandelt werden. Der Beitrag richtet sich dabei nicht an den neuraltherapeutischen Anfänger, sondern an den erfahrenen Heilkünstler in des Wortes bester Bedeutung. Bei guter Kenntnis von Anatomie und Physiologie stellt die Neuraltherapie aber eine erlernbare Kunst dar, die nicht selten allopathische Maßnahmen überflüssig machen kann.

Im homöopathischen Beitrag werden zehn wichtige Homöopathika bei klimakterischen Beschwerden differenzialtherapeutisch dargestellt. Der Beitrag unterstreicht seinen ganzheitlichen Charakter durch die Erwähnung der zusätzlichen Optionen mit Phytotherapie und naturidentischen Hormonen.

Der Beitrag zur Phytotherapie erläutert die wichtigsten Heilpflanzen zur Behandlung klimakterischer Beschwerden. Hier werden – was ich für den Praktiker besonders erfreulich finde – auch Ross und Reiter genannt, d. h. wir erfahren konkrete Dosierungen und Präparate, mit denen der Anwender sofort bei den jeweiligen Indikationen bzw. Symptomen beginnen kann.

Endometriose ist eine mitunter sehr belastende gynäkologische Erkrankung, für die keine gesicherte Ätiologie oder kausale Therapie existiert. In einer Fragebogenstudie untersucht die Autorin betroffene Patientinnen, die sich in großem Maße verschiedensten Naturheilverfahren zugewandt haben. Diese Studie beweist nicht die Wirksamkeit der angewendeten Verfahren, belegt aber das hohe Interesse der Betroffenen. Wenn etwa ¾ der Befragten die Naturheilverfahren in ihrer Therapie als sehr wichtig bezeichnen, so ist das nicht bedeutungslos.

Einen schönen und umfassenden Überblick über die Physiologie der Hormone von Ovar und Nebenniere erfahren wir im Beitrag über Menstruationsstörungen. Dabei wird das diffizile Gleichgewicht und Zusammenspiel der verschiedenen Organe und Hormone deutlich. Die Wirkungen gehen dabei weit über die bloße Behandlung von Menstruationsstörungen hinaus. Phytotherapie und naturidentische Hormontherapie haben hierbei den höchsten Stellenwert.

Eine schöne, kurze Übersicht über die Grundlagen der Therapie mit Schüßler-Mineralsalzen wird durch einige eindrucksvolle Kasuistiken abgerundet. Die „abgekürzte Therapie“, wie Schüßler sie selbst beschrieb, hat auch 119 Jahre nach dem Tod ihres Begründers nicht an Aktualität verloren.

Frauenkrankheiten wollen wir schon verstehen – und auch möglichst erfolgreich behandeln. Dass dies bei Frauen gar nicht möglich ist, hat Einstein zu Beginn behauptet. Dass dies vielleicht auch gar nicht wünschenswert ist, erfahren wir von einem in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bekannten französischen Schauspieler:

„Wenn man die Frauen verstehen könnte, ginge viel von ihrem Zauber verloren.“

Sacha Guitry

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wenigstens ein gutes Verständnis der in diesem Heft behandelten gynäkologischen Themen und naturheilkundlichen Methoden,

Herzlichst Ihr

Dr. Volker Schmiedel