Antonia SJ.
et al.
Durvalumab after Chemoradiotherapy in Stage III Non-Small-Cell Lung Cancer.
New Engl J Med 2017;
377: 1919-1929
Durvalumab, ein selektiver, hochaffiner humaner monoklonaler IgG1-Antikörper richtet
sich gegen den Programmed-death-Liganden 1 (PD-L1). Der Antikörper verhindert die
Bindung von PD-L1 an PD1 sowie an CD80 mit dem Effekt, dass T-Zellen die Tumorzellen
erkennen und vernichten können. Durvalumab wurde kürzlich in den USA zur Therapie
des fortgeschrittenen Urothelkarzinoms nach platinbasierter Chemotherapie zugelassen.
Studien zufolge wird die PD-L1-Expression in Tumorzellen möglicherweise infolge einer
Radiochemotherapie hochreguliert: Dies ist der pathophysiologische Hintergrund für
die Hypothese, dass der PD-L1-Blocker Durvalumab beim NSCLC nach Radiochemotherapie
günstige Wirkungen zeigen könnte.
An dieser randomisierten, placebokontrollierten Studie nahmen 709 Patienten mit NSCLC
im Stadium III teil, die weder an einer Immundefizienz noch einem chronischen Infekt
litten und noch nie mit einem PD1- oder PD-L1-Antikörper behandelt worden waren. Alle
wiesen nach mindestens 2 Zyklen einer platinbasierten Chemotherapie plus Radiotherapie
keine Krankheitsprogression auf. In einem Verhältnis von 2:1 erhielten 473 von ihnen
Durvalumab (10 mg/kg Körpergewicht i. v.) und 236 Placebo. Die Injektionen erfolgten
1 bis 42 Tage nach Beendigung der Radiochemotherapie zweiwöchentlich über meist 12
Monate. Im Median erhielten die Patienten im Verlauf 20 Dosen des Verums bzw. 14 Dosen
Placebo. Unter Durvalumab ergab sich in einer geplanten Zwischenanalyse ein progressionsfreies
Überleben (primärer Endpunkt) von im Median 16,8 Monaten (95 % Konfidenzintervall
13,0–18,1) versus 5,6 Monate unter Placebo (95 % CI 4,6–7,8). Damit ließ sich eine
Hazard Ratio für Tod oder Krankheitsprogression von 0,52 (95 % CI 0,42–0,65; p < 0,001)
errechnen. Mindestens 12 Monate ohne Progression überlebten 55,9 % versus 35,3 % (Placebo)
der Patienten; die entsprechenden Werte für 18 Monate lagen bei 44,2 % versus 27,0 %
zugunsten des Verum. Die Patienten wurden stratifiziert in Bezug auf Geschlecht, Alter
(>/< 65 Jahre), Raucherstatus und andere demografische Parameter. Der Effekt von Durvalumab
auf das progressionsfreie Überleben zeigte sich hier unabhängig vom PD-L1-Spiegel
vor der Radiochemotherapie; auch Nie-Raucher profitierten von dem Antikörper. Ansprechrate
und -dauer waren unter Durvalumab im Vergleich günstiger, Fernmetastasen traten später
auf und insbesondere neue Hirnmetastasen in der Verumgruppe auch seltener als bei
den anderen. In beiden Gruppen erlitten etwa gleich viele Patienten schwere unerwünschte
Wirkungen (29,9 % unter Durvalumab versus 26,1 %), wobei die Pneumonie mit 4,4 % versus
3,8 % die häufigste Grad-3/4-Nebenwirkung darstellte. 15,4 % der Patienten setzten
Durvalumab aufgrund unerwünschter Wirkungen ab; dies galt für 9,8 % der anderen Probanden.
In der von Astra-Zeneca finanzierten Studie ergab sich ein deutlich verlängertes progressionsfreies
Überleben für NSCLC-Patienten im Stadium III durch Durvalumab nach Radiochemotherapie
gegenüber Placebo. Der günstige Effekt trat hierbei unabhängig von der PD-L1-Expression
auf den Tumorzellen auf. Auch für die Sicherheit des Antikörpers ergaben sich positive
Daten. Wie Effekte der Radiochemotherapie mit denen der Immuntherapie wechselwirken,
sollte noch genauer untersucht werden, so die Autoren.
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen