Mørch LS.
et al.
Contemporary hormonal contraception and the risk of breast cancer.
N Engl J Med 2017;
377: 2228-2239
Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist bei Frauen, die aktuell oder bis vor Kurzem
moderne hormonelle Kontrazeptiva nutzen oder genutzt haben, geringfügig größer als
bei Frauen, die niemals hormonell verhütet haben. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler
um Øjvind Lidegaard von der Universität Kopenhagen in einer landesweiten prospektiven
Kohortenstudie in Dänemark. Für diese Studie, die von der Novo Nordisk Foundation
gesponsert wurde, wurden die Daten mehrerer landesweiter Register anhand der persönlichen
Identifikationsnummer im zivilen Registriersystem Dänemarks fusioniert. Die Daten
aller Frauen, die zwischen Januar 1995 und Dezember 2012 zwischen 15 und 49 Jahre
alt waren, wurden nachverfolgt. Von der Studie ausgeschlossen wurden Frauen, die
-
an Krebs erkrankt waren (außer nicht melanozytärer Hautkrebs),
-
unter venösen Thromboembolien litten oder
-
wegen Infertilität behandelt wurden.
Insgesamt wurden somit 1 797 932 Frauen in die Auswertung der Studie einbezogen.
Ergebnisse
Im gesamten Beobachtungszeitraum (1995 – 2012) sind bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit
von 10,9 ± 5,8 Jahren insgesamt 11 517 Fälle von Brustkrebs im Gesamtkollektiv aufgetreten.
Verglichen mit den Frauen, die niemals hormonelle Kontrazeptiva benutzt haben, war
das relative Risiko für Frauen, die aktuell oder in jüngerer Vergangenheit derartige
Präparate nutzten, 1,20 und mit einem p = 0,002 statistisch signifikant. Das relative
Risiko stieg mit der Dauer der Nutzung von 1,09 (Nutzung < 1 Jahr) auf 1,38 (Nutzung
> 10 Jahre) an. Auch nach Beendigung der hormonellen Empfängnisverhütung blieb das
Brustkrebsrisiko bei den Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva ≥ 5 Jahre genutzt hatten,
im Vergleich zu Niemalsnutzern mindestens 5 Jahre lang erhöht. Auch bei der Anwendung
von ausschließlich progestinhaltigen intrauterinen Systemen lag das relative Risiko
bei 1,21. Über alle Altersgruppen hinweg trat bei 7690 Frauen, die irgendeine Art
der hormonellen Empfängnisverhütung nutzten oder bis vor Kurzem genutzt hatten, 1
zusätzlicher Fall von Brustkrebs pro Jahr auf.
Hormonelle Empfängnisverhütung gibt es in den verschiedensten Formen. Dass nicht nur
die Pille, sondern auch Ring, Spritze und Co. (geringe) Risiken mit sich bringen,
zeigte eine Kohortenstudie aus Dänemark.(Symbolbild; Quelle: Scorpius)
Fazit
Die Daten dieser Studie zeigen, dass Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva nutzen oder
bis vor Kurzem nutzten, ein höheres Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, als
Frauen, die diese niemals genutzt haben. Dies gilt für alle Varianten der Kontrazeption.
Dabei steigt zwar dieses Risiko mit zunehmender Dauer der Nutzung an, jedoch ist der
absolute Anstieg des Risikos gering.