Hintergrund Die immunmediierte Polyneuropathie (PN) der jungen Katze
ist eine häufige Erkrankung des peripheren Nervensystems mit Parallelen zur
juvenilen chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) beim
Menschen.
Erkrankte Katzen entwickeln eine generalisierte Schwäche mit Paraparesen, bis
hin zur nicht gehfähigen Tetraparese mit reduzierten Flexorreflexen. Der
Krankheitsverlauf ist initial progressiv, der weitere Verlauf variabel mit Remission
sowie Rückfällen. Beim Menschen wird CIDP unter anderem mit humanen
intravenösen Immunglobulinen (IVIg) erfolgreich behandelt. Bei der Katze
gibt es bisher keine Berichte zu dieser Therapie.
Ziel Beschreibung des Krankheitsverlaufs von Katzen mit
immunmediierter Polyneuropathie nach Therapie mit humanen Immunglobulinen.
Material und Methoden Die Patientendaten wurden nach Katzen mit der
Diagnose Polyneuropathie und IVIg Therapie durchsucht (2018–2022).
Ergebnisse Es wurden 6 Katzen (Alter: 6 Monate bis 2,5 Jahre) mit
immunmediierter PN identifiziert, bei denen aufgrund eines schweren oder chronischen
Krankheitsverlaufs eine Therapie mit IVIg durchgeführt wurde. Die
neuroanatomische Lokalisation, der akute Krankheitsbeginn sowie das Alter zum
Zeitpunkt des Beginns waren typisch für die immunmediierte PN. Bei
3/6 Katzen wurden weiterführende Untersuchungen mit EMG/NLG
und Muskel-Nerven-Biopsien durchgeführt. Alle 6 Katzen wurden
stationär aufgenommen und mit humanen IVIg in einer Dosis von 0,5
g/kg/Tag an 2 bis 4 aufeinanderfolgenden Tagen intravenös
als Infusion über mehrere Stunden behandelt. Nebenwirkungen wurden bei
keiner Katze beobachtet. Alle 6 Katzen zeigten wenige Tage (2 – 10 Tage)
nach der ersten IVIg Behandlung eine klinische Verbesserung.
Fazit Die Therapie mit IVIg kann bei schwer oder chronisch betroffenen
Katzen mit immunmediierter Polyneuropathie in Betracht gezogen werden.