Hintergrund Die postoperative Stimmlippenparese ist in der Lungenchirurgie eine seltene Komplikation.
Sie führt zu einer Heiserkeit sowie einer Insuffizienz des Hustenstoßes, sodass eine
postoperative Pneumonie signifikant häufiger auftritt. Die Standardtherapie Stimmlippenparese
ist die logopädische Übungsbehandlung, inhalative Maßnahmen sowie Frühmobilisation.
Interventionen am Stimmband werden von den HNO Ärzten in aller Regel erst nach längerfristiger
Übungsbehandlung indiziert.
Methode Seit 6/2020 wird allen Patienten mit einer postoperativen kompletten Stimmbandparese
und entsprechender Hustenstörung nach standardisierter Erfassung eines Hustenscores
sowie eines Stimmscores sowie der Schluckfunktion die endoskopische Stimmlippenaugmentation
(SLA) mit Hyaluronsäure angeboten, um Stimmbildung und Hustenstoß zu verbessern und
Komplikationen vorzubeugen. Bei 13 Patienten wurde median nach 4 Tagen po. (1-38)
eine laryngoskopische SLA mit Hyaluronsäure durchgeführt. Das Vergleichskollektiv
stammt von 2019 bis 6/2020 (n=13)
Ergebnis Bei allen 13 Patienten warer bereits 2 Stunden nach der Intervention Hustenstoß und
Stimmbildung signifikant verbessert. Bei 12 von 13 Patienten konnte am 3. Tag nach
der Intervention endoskopisch ein kompletter Stimmlippenschluss gesichert werden,
bei einem Patienten erfolgte eine erneute Unterspritzung bei inkomplettem Stimmlippenschluss.
Die Schluckfunktion nicht verbessert. Gegenüber der Kontrollgruppe besteht eine geringere
postoperative Pneumonierate (23% vs. 46%) sowie ein verkürzter stationärer Aufenthalt
postoperativ (7 vs 13 Tage). Kein Patient aus der Interventionsgruppe musste intensivtherapeutisch
behandelt werden, in der Kontrollgruppe ein Patient mit 7-tägiger Beatmungstherapie
bei Pneumonie.
Diskussion Die endoskopische SLA mit Hyaluronsäure stellt ein sehr effektives, wenig aufwändiges
Verfahren zur Vermeidung postoperativer Komplikationen dar. Sie stellt in unserer
Klinik den neuen Behandlungsstandard für postoperative Rekurrensparesen dar. Aufgrund
der Reversibilität des Verfahrens ist der Eingriff sowohl für passagere als auch für
permanente Paresen geeignet.