Zielsetzung Immunonutritives Scoring (IS) hat sich als zusätzliches Instrument zur Überlebensstratifizierung
bei Patienten mit verschiedenen Krebsarten und chronischen Krankheiten erwiesen. Bei
Patienten, die einen transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt (TIPS)
implantiert bekommen, wurde IS jedoch noch nicht untersucht. Außerdem bleibt unklar,
welches der vorgeschlagenen Scoring-Systeme für diese Patientengruppe am besten geeignet
ist.
Material und Methoden Zwischen 2010 und 2020 identifizierten wir retrospektiv 225 Patienten, die sich in
zwei tertiären Zentren einer TIPS-Implantation unterzogen. Bei diesen Patienten wurden
der prognostische Ernährungsindex (PNI) und der CRP-Albumin-Lymphozyten-Index (CALLY-Index)
anhand von Albumin, der Gesamtlymphozytenzahl und im Falle des CALLY-Index auch des
CRP-Spiegels berechnet. Die Cut-off-Werte wurden mittels optimaler Stratifizierung
berechnet. Beide Scores wurden in univariaten und multivariaten Regressionsanalysen
miteinander verglichen.
Ergebnisse Während der CALLY Index in der Lage war, die Patienten hinsichtlich ihres Überlebens
nach TIPS signifikant zu stratifizieren (niedriger CALLY: 1-Jahres- und 3-Jahres-Überlebensraten
von 68% und 45%, hoher CALLY: 1-Jahres- und 3-Jahres-Überlebensraten von 80% und 73%,
log-rank p<0.001), ergab die Stratifizierung nach PNI einen Trend zu einem schlechteren
Überleben bei niedrigen PNI-Werten, jedoch keine Signifikanz (niedriger PNI: 1-Jahres-
und 3-Jahres-Überlebensraten von 67% und 54%, hoher PNI: 1-Jahres- und 3-Jahres-Überlebensraten
von 79% und 64%, log-rank p=0,07).
Schlussfolgerungen IS insbesondere mittels des CALLY-Index war in der Lage, die Patienten nach TIPS
hinsichtlich ihres Überlebens zu stratifizieren und könnte eine zusätzliche Facette
in der Patientenbewertung und -nachsorge werden. Darüber hinaus sollten künftige Studien
eine mögliche Kombination mit bestehenden Scoring-Systemen untersuchen.