Einleitung Die molekulare Risikoklassifikation des Endometriumkarzinoms in POLE-mutiert, Mikrosatelliten-instabil,
p53-mutiert und „no specific molecuar profile“ (NSMP) ergänzt zunehmend die Therapieplanung
anhand konventioneller, klinisch-pathologischer Biomarker.[1] Der folgende Bericht beschreibt den Fall einer Patientin, deren Diagnose und Therapieplanung
nach initial unspezifischer histologischer Befundung anhand des weiterführenden molekularpathologischen
Befundes festgelegt wurde.
Material und Methodik Die molekularpathologische Befundung erfolgte mittels Next Generation Sequencing
mittels Oncomine Comprehensive Assay v3, Thermo Fisher Scientific.
Ergebnisse Es erfolgte bei einer asymptomatischen 30-jährigen Patientin mit unauffälliger Familienanamnese
eine Explorativlaparotomie und Adnexektomie aufgrund eines ausgedehnten, suspekten
Adnextumors. Nach histologischer Befundung eines entdifferenzierten Ovarialkarzinoms
führte die Komplettierungsoperation zu einem Upstaging im Sinne eines undifferenzierten
Ovarialkarzinoms FIGO IIIc sowie nebenbefundlich eines invasiven Adenokarzinoms des
Endometriums (pT1a, L/V0, G2, R0). Die Patientin erhielt entsprechend Tumorboardbeschluss
leitliniengerecht über 9 Monate eine Therapie mit 6 Zyklen Carboplatin/Paclitaxel
sowie insgesamt 9 Zyklen Bevacizumab. Eine geplante PARPi-Induktion konnte bei hochgradigem
Verdacht auf Progress (15 mm haltende, neu aufgetretene Raumforderung cranial der
Harnblase) im Restaging nicht durchgeführt werden. Im Rahmen einer molekularpathologischen
Reevaluierung zeigten sowohl das initial diagnostizierte Endometriumkarzinom wie auch
der entdifferenzierte Ovarialtumor ein hypermutiertes Karzinom mit POLE-Treibermutation
identer Sequenz. Die Diagnose wurde folglich auf ein endometroides Endometriumkarzinom
IVb, POLE-mut, korrigiert und die Therapie entsprechend auf den Checkpointinhibitor
Dostarlimab umgestellt. Im Restaging zeigte sich nach 4 Zyklen eine partielle Remission
mit Größenregredienz (15 -> 10mm) der supravesikalen Zielläsion. Die Therapie wird
derzeit bei guter Verträglichkeit und Beschwerdefreiheit der Patientin fortgesetzt.
Zusammenfassung Die molekularpathologische Analyse gynäkologischer Malignome gewinnt abseits prognostischer
Subtypsierungen auch an therapeutischer Bedeutung und kann die Behandlungsplanung
betroffener Patientinnen mitentscheiden.
Fördermittel
Funding-Source: Medizinische Universität Wien