Einleitung Der metabolische Effekt der peripheren Schilddrüsenhormone (TH) an ihren Zielgeweben
ist Gegenstand vieler Forschungen. Untersucht wird dabei insbesondere, wie genau die
Wirkung der TH in den Zielgeweben vermittelt und moduliert wird. Im Fokus ist aktuell
u.a., wie sich die zellspezifische TH-Wirkung bei akuter und chronischer Ischämie
hinsichtlich des Wirkungsmechanismus und des Zeitpunktes der optimalen TH Intervention
auswirkt. Aktuell wird davon ausgegangen, dass sich die Hypothyreose kardioprotektiv
im Falle eines akuten Myokardinfarkts (AMI) hinsichtlich der Größe des Infarktareals
auswirkt.
Ziele Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit war, die beschriebene Hypothese vom Mausmodell
auf Patienten anzuwenden und retrospektiv zu untersuchen, ob eine laborchemisch bestehende
Hypothyreose zu einem optimierten Outcome nach AMI führt.
Methodik Die Studie wurde im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse angelegt. Hierbei wurden
männliche und weibliche Probanden inkludiert, welche aufgrund eines STEMIs der Vorder-
oder Hinterwand im Klinikum Chemnitz im Jahr 2019 stationär aufgenommen wurden. Weitere
Kriterien waren ein Mindestüberleben von 24 Stunden, sowie ein laborchemisch bestimmter
TSH- Wert und die Durchführung der Koronarangiographie. Als Hauptendpunkt wurde die
30- Tages- Mortalitätsrate bestimmt.
Ergebnis Von insgesamt 304 Patienten befanden sich 263 in euthyreoter Stoffwechsellage zum
Zeitpunkt des Myokardinfarktes (188 Probanden männlich, 75 weiblich). Weitere 35 befanden
sich in einer laborchemischen Hypothyreose (21 männlich, 14 weiblich) und lediglich
6 Probanden in einer Hyperthyreose (2 männlich und 4 weiblich). Bei den männlichen
euthyreoten Patienten betrug die 30- Tages Mortalitätsrate 5,85% (n=11), bei den weiblichen
Patientinnen waren es 8% (n=6). Bei den männlichen hypothyreoten Patienten verstarben
10,53% (n=2) und bei den weiblichen 7,14% (n=1). Bei Probanden in hyperthyreoter Stoffwechsellage
zum Zeitpunkt des akuten Myokardinfarktes verstarben bei den Männern 50% (n=1) und
bei den Frauen 25% (n=1). Bei den euthyreoten Patienten kam es insgesamt bei 38,02%
zu einer Rehospitalisierung innerhalb eines Jahres, bei den hypothyreoten Patienten
waren es 37,14% und bei den hyperthyreoten 33,33%.
Schlussfolgerung Die am Mausmodell aufgestellt Hypothese, dass sich die Hypothyreose kardioprotektiv
im Falle eines akuten Myokardinfarktes auswirkt, konnte in der vorliegenden Arbeit
nicht bestätigt werden ([Abb. 1]).
Abb. 1