Prof. Dr. med. habil. Heinz Flegel.
Am 28. Oktober 2017, zwei Tage nach seinem 94. Geburtstag, verstarb Prof. Dr. med.
habil. Heinz Flegel in Potsdam. Weggefährten, Ärzteschaft und Patienten trauern um
den langjährigen ehemaligen Direktor der Universitäts-Hautklinik Rostock.
Heinz Flegel wurde am 26. 10. 1923 in Kiel geboren, wo er auch die Schule besucht
und das Medizinstudium – nach den Studienorten Tübingen und Straßburg – 1948 mit der
Promotion an der dortigen Hautklinik abschloss. Diese frühe Beziehung zur Dermatologie
und die einjährige Tätigkeit im Institut für Pathologie an der Universität Kiel stellten
früh die Weichen für seine Facharztwahl und setzten auch die Schwerpunkte für seine
spätere Forschungstätigkeit. Ab 1950 folgte die Facharztausbildung an der Friedrich-Schiller-Universität
Jena. Hier habilitierte sich Flegel 1956 mit der Arbeit „Zur Spezifität einiger tuberkuloid-granulomatöser
Hautaffektionen“ und wurde zum Dozenten ernannt.
1959 konnte Flegel seinen Lebensmittelpunkt wieder an die Küste verlagern, wo er sich
immer heimisch fühlte. Denn es wurde ihm neben dem Jenenser Lehrstuhl auch der an
der Universität Rostock angeboten, weil hier der bisherige Klinikdirektor Prof. Werner
Schulze die damalige DDR verlassen hatte. Das Berufungsgespräch und die Besichtigung
der Klinik waren für Flegel so deprimierend, dass er erneut Kontakt zum Staatssekretariat
für das Hoch- und Fachschulwesen suchte und den Ruf nach Rostock erst annahm, als
ihm der Neubau einer Klinik mit 150 Betten innerhalb der nächsten fünf Jahre versprochen
worden war, ein Versprechen, das nie eingelöst worden ist. Mit noch nicht einmal 36
Jahren wurde Heinz Flegel am 1. 10. 1959 Klinikdirektor der Universitäts-Hautklinik
Rostock. Er fand eine Klinik vor, deren 209 Betten in vier Wohnhäusern um einen Poliklinikneubau
von 1954, in einer Baracke und einer 400 Meter entfernten Villa untergebracht waren.
Die räumliche Situation erschien Flegel unhaltbar, sodass er als erstes eine Reduzierung
der Bettenzahl anstrebte. Das erreichte er durch eine kritische Auseinandersetzung
mit der damals üblichen externen dermatologischen Therapie, aus der er alles eliminierte,
was einer strengen Wirksamkeitsprüfung nicht standhielt. So konnten durch eine erhöhte
Therapieeffizienz die Verweildauer und damit auch die Behandlungskosten pro Patient
gesenkt werden. Diese rationellen Therapiemaßnahmen mündeten später auch in die therapeutischen
Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft „Externe Therapie“, der Flegel angehörte. Flegel
baute den poliklinischen Ambulanzbereich mit der Schaffung moderner Spezialambulanzen
um. Aber auch die Laboratorien wurden erweitert und teilweise von Wissenschaftlern
(Chemiker, Biologe) geleitet. Alle diese Maßnahmen waren Eigeninitiativen von Heinz
Flegel, denn Unterstützung gab es von Seiten der Universität kaum. Im Gegenteil, im
Jahre 1969 kam es zu einer Anweisung, Teile der Klinikgebäude zu räumen, zum Teil
sogar abzureißen; auch der Garten ging verloren. Grund war der Bau eines 23-geschossigen
Hochhauses auf Teilen des Klinikgeländes als Beginn einer „sozialistischen Umgestaltung
der Innenstadt“. Proteste Flegels machten ihn der Universitätsleitung nur noch unbequemer.
Hinzu kam, dass Heinz Flegel immer parteilos geblieben war.
Entsprechend seinen schon früh geprägten Interessen wurde das histologische Labor
besser ausgestattet, die Immunhistologie eingeführt und eine enge Verbindung zwischen
Klinik und Histologie durch eine gute histologische Ausbildung der Assistenten geschaffen.
Im Rahmen der Gesellschaft für Dermatologie der DDR gründete und leitete er darüber
hinaus sehr produktiv die Arbeitsgemeinschaft Dermatohistologie, der Dermatohistologen
und auch dermatohistologisch tätige Pathologen angehörten und die bis 1991 tätig war.
Heinz Flegel hat die Hautklinik mit straffer Hand geführt, er hat viel von seinen
Mitarbeitern verlangt, aber auch immer zu ihnen gestanden. Bei personellen Engpässen
hat er selbst Oberarzt- und Konsiliardienste übernommen. Die Facharztausbildung an
der Klinik stand unter seiner besonderen Beachtung. Flegel hatte einen ausgezeichneten
klinischen Blick, war so ein sehr guter Diagnostiker, wobei ihm seine dermatohistologischen
Erfahrungen nützlich waren. Ein Grundzug seiner Leitungstätigkeit war die Sparsamkeit,
bedingt durch das Versagen notwendiger Investitionen von Seiten der Universitätsleitung.
Während seines Direktorates legten 37 Ärzte ihre Diplomprüfung ab, 59 Ärzte promovierten
und 4 Fachärzte habilitierten sich. 60 Ärzte wurden an der Klinik zu Fachärzten ausgebildet.
Das Forschungsprofil der Klinik war breit gefächert. Neben den Schwerpunkten Dermatohistologie
und externe Therapie sind besonders die Berufsdermatosen, Andrologie und Venerologie
hervorzuheben. Hierbei hat Flegel individuelle Forschung entsprechend den Interessen
der Mitarbeiter gefördert. Den Dermatologen bekannt ist das von Flegel erstmals präzise
beschriebene Krankheitsbild der Hyperkeratosis lenticularis perstans, das bis heute
in Lehrbüchern kurz Morbus Flegel – oder in der angloamerikanischen Literatur als
Flegel’s disease – bezeichnet wird. So wird sein Name den Dermatologen dauerhaft in
Erinnerung bleiben
Flegel war Ehrenmitglied zahlreicher dermatologischer Gesellschaften, und es gab unter
ihm freundschaftliche Kontakte mit einem regen wissenschaftlichen Austausch zu den
Hautkliniken Debrecen, Szeged, Stettin und Turku.
1989 wurde Heinz Flegel kurz vor der Wende emeritiert. Mit Leib und Seele Dermatologe
– selbst drei seiner vier Kinder sind Dermatologen geworden –, hat er danach erst
in eigener Praxis, dann mit seiner jüngsten Tochter bis 1997 in einer dermatologischen
Gemeinschaftspraxis zusammengearbeitet. Bis 2005 hat Flegel noch im Vorstand der Dermatologischen
Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mitgewirkt, regelmäßig an Tagungen teilgenommen
und bis 2016 den Stammtisch der niedergelassenen Dermatologen besucht.
Die Dermatologen, die unter und mit Prof. Flegel zusammengearbeitet haben, trauern
um ihn, erinnern sich aber auch in Dankbarkeit an diese Zeit zurück, in der es Prof.
Flegel gelungen war, die Ärzte aus Pflichtbewusstsein und Freude an der Dermatologie
zu einem Team zusammenzuschweißen. Deshalb stehen auch sie hinter dem Ausspruch ihres
Chefs „die Dankbarkeit der Patienten war für mich das Schönste an dem Beruf“.
Generationen von Medizinern hat Prof. Flegel die Dermatologie nahe gebracht. Seinen
Nachfolgern ist es eine Ehre, sein Vermächtnis zu bewahren.
Prof. Dr. med. Regina Zimmermann, Rostock
Prof. Dr. med. Steffen Emmert, Rostock
Prof. Dr. med. Stephan Sollberg, Parchim
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Prof. Dr. med. Regina Zimmermann
Amtsstr. 4
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