Balint Journal 2018; 19(01): 13-20
DOI: 10.1055/s-0044-102165
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Balintarbeit bei den Wartburggespräche

Protokolle – Unterschiede – WidersprücheBalint Group Work and Wartburg DialogueProtocols – Differences – Contradictions
E. R. Petzold
,
W. Schüffel
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Publication Date:
14 March 2018 (online)

Zusammenfassung

Wartburggespräche, Balintarbeit, Protokolle und Vignetten stehen für Erinnerungsarbeit und Gedächtnisstützen. Die Erinnerungsarbeit dient der Vergegenwärtigung des Vergangenen. Protokolle von Balintgruppenstunden sind auch in der verkürzten Form von Vignetten kleine, aber nicht ganz unwesentliche Gedächtnisstützen.

Pars pro toto werden in diesen Beitrag ein ausführliches Protokoll von den 24. Wartburggesprächen (2016) und Vignetten von den 25. Wartburggesprächen (2017) aufgenommen und diskutiert. Die Erinnerungsarbeit unserer Wartburggespräche reicht weiter zurück. Die ersten Wartburggespräche fanden bald nach der Vereinigung beider Deutschlands unter der Schirmherrschaft des damaligen Außenministers Hans Dietrich Genschers auf der Wartburg statt (1992). An diesen Wartburggesprächen nahmen nur Ärzte, Ärztinnen und ein Patient teil. Später kamen Studierende der Medizin hinzu und Psychologen, Philosophen, Lehrer und Theologen [1,2]. Die Balintgruppen bei den Wartburggesprächen sind in den umfassenderen Themenkomplex des Salutogenese Konzeptes von A. Antonovsky, B. Maoz(1,2)eingebettet. Ein neuer Zugang zu diesem Konzept entwickelte sich mit dem „Bewegenden Seminar“, auf das hier nur in aller Kürze eingegangen werden kann. 1

Abstract

The participants in the Balint-groups of the Wartburg Dialogue represent in their minutes the development of the Wartburg Dialogue. In the following essay you will find detailed minutes taken down in 2016 as well as several shortened memory minutes of the 25th Wartburg Dialogue in 2017. These will stand as a pars pro toto for the way the dialogue has developed in recent years.

Present at the first Wartburg meetings were only doctors, students and one single patient. Later on, they welcomed a larger variety of professions – such as psychologists, philosophers, theologians, teachers, and last but not least more former patients and more students of the Marburg-health-groups. The Balint-groups taking part in the Wartburg- Dialogue go in for a wider range of possible themes. These concern the concepts of “salutogenesis” and of the “Moving Seminar” [1].

An advantage of writing a protocoll is its present tense visualisation of something past, a disadvantage can be a loss of spontaneity and with it a diminishing of what M. Baling called „Think fresh!“ Balint work and writing of protocolls belong together nonetheless, even when they are strictly separated. Working in the realm of relationship means making productive use of contradictions.

1 Das Leitthema der 25. Wartburggespräche war: 25 Jahre Salutogenese: Organische Maschine trifft kohärenten Eigensinn- Prävention im 21. Jahrhundert. Auf dieses Thema gehen wir hier nicht ein.


5 Freud S. hat seine Protokolle nie veröffentlicht [13]. Warum er überhaupt seine Ausführungen zur Technik auf wenige Arbeiten beschränkt hat, können wir nicht beantworten. M. Balint sah in den vielfältigen Variationen der Technik nicht zuletzt ihre Ursache in den „Wandlungen der therapeutischen Ziele der Psychoanalyse“.


 
  • Literatur

  • 1 Schüffel W. Medizin ist Bewegung und Atem- vom Elend in die Armut und wie aus Wüste Würde wird. Projekte Verlag Cornelius Halle; 2009
  • 2 Schüffel W., (Hrsg.): Wartburgphänomen Gesundheit, eine Anthologie der Selbstwirksamkeit-Projekte Verlag Cornelius Halle. 2012; ebendort Petzold E.R.: Die Positionierung eines Mitbegründers der Wartburggespräche.S. 174–196 und WWW. schueffel.eu
  • 3 Schüffel W, Brucks U, Johnen R et al. (Hrsg), Handbuch der Salutogenese. Wiesbaden: Ullstein Medical, 1998: 2f
  • 4 Carrier M.: Protokollsatz In Enzyklopädie, Philosophie und Wissenschaftstheorie Bd. 3, 1995 Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar
  • 5 Widmaier U. mdl. Mitteilung 2017 bestätigt durch e mail vom 26.9.17: „Dieses Protokoll wurde durch Unterschrift legitimiert“
  • 6 Balint M. Der Arzt, sein Patient und die Krankheit, Klett –Cotta 10. A., 2001 S. 283
  • 7 Salinsky J, Sackin P. What are you feeling, Doctor?- Identifying and avoiding defensive patterns in consultation Radcliffe Medical Press, 2000)
  • 8 Bergmann G. Balintgruppe und Supervision. In Hamburger A., Mertens W.. (Hrsg.) Supervision- Konzepte und Anwendung. Kohlhammer; 2017
  • 9 Janus L. zitiert Klaus Evertz. S.18 in „Verantwortung für unsere Gefühle“ Mattes Verlag Heidelberg 2015
  • 10 Herzog P. Leitung von Balint-Gruppen: Ausbildung “The American Way“. B.J. 2016; S. 88
  • 11 Platon in der Übers. v. F. Schleiermacher, S. 316 f: ( Siebter Brief Stephanus-Zählung 341 cd). Platon Sämtliche Werle 1, Rowohlt Hamburg, 1957
  • 12 Müller G, Sydow S, Horsch A, Petzold ER. Beispielsweise Bodypercussion. B J 2005; 6: 17-20
  • 13 Freud S, zitiert bei Thomä H, Kächele H. Psychoanalytische Therapie- Forschung. Springer; S 105 2006
  • 14 Petzold ER. Ascona – Eine Erinnerung an die Zukunft. B.J. 2013; 14: 110-114
  • 15 Otten H, Petzold ER. The students, the patients and the illness. Berlin: Pinguindruck GmbH 2015;
  • 16 Otten H, Bergmann G, Nease DE. (eds) The students, the patients and the illness. Gießen: Psychosozial-Verlag;
  • 17 Bergmann G. Psychosomatische Grundversorgung. Heidelberg: Springer; 1989
  • 18 Rosin U., (Hrsg.). im Vorwort zu: Balint M.: Der Arzt, sein Patient und die Krankheit. Stuttgart: Klett-Cotta 10. A., 2001 S. 283