Hintergrund In den letzten Jahren ist es zu einem erheblichen Anstieg von Menschen, die in der
außerklinischen Intensivpflege versorgt werden, gekommen. Obwohl viele von ihnen invasiv
beatmet werden, erfolgt oft keine lungenfachärztliche Betreuung. Bei 60-70% von ihnen
wird außerdem ein bislang unerkanntes Weaningpotenzial vermutet. Ein telemedizinischer
Ansatz, um das Weaningpotenzial zu beurteilen und eine pneumologische Betreuung zu
ermöglichen, ist bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden.
Methoden In 4 Beatmungs-WGs führten wir seit März 2021 telepneumologische Visiten durch. Über
ein Videoportal erfolgte ein Anamnesegespräch und die Beurteilung der Beatmungsmesswerte.
Zusätzlich kamen ein mobiles BGA-Gerät und ein digitales Stethoskop zum Einsatz. Therapievorschläge
wurden durch den Hausarzt umgesetzt. Die Daten wurden mit einer Kontrollgruppe aus
mehreren WGs des gleichen Pflegedienstes, die nicht pneumologisch betreut wurden,
verglichen.
Ergebnisse Von den seit März 2021 in die Studie aufgenommenen 69 Patienten waren 39 über eine
Trachealkanüle spontanatmend und 30 invasiv beatmet. In der Kontrollgruppe (54 Patienten)
waren 25 spontanatmend und 29 invasiv beatmet. Die Versorgung mit Trachealkanüle bestand
in der Telepneumologie-Gruppe seit im Median 8, in der Kontrollgruppe 6 Monaten. In
der Telepneumologie-Gruppe konnten 6/69 (9%) der Patienten dekanüliert und, mit deutlich
weniger Pflegebedarf, überwiegend (4/6) nach Hause entlassen werden. In der Kontrollgruppe
war dies nur bei 1/54 (2%) der Patienten der Fall. Die Dauer des Weaningaufenthaltes
in der Klinik betrug in der Telepneumologie-Gruppe durchschnittlich nur 9 Tage, da
ein Großteil des Weanings bereits ambulant erfolgen konnte (durchschnittlich 3 Monate).
Weitere 3/30 (10%) konnten ohne Klinikaufenthalt vollständig von der Beatmung entwöhnt
werden, ebenso viele tagsüber vollständig. Bei 6/30 (20%) konnten tagsüber die Spontanatmungszeiten
ausgedehnt werden.
Zusammenfassung Eine telepneumologische Betreuung in der außerklinischen Intensivpflege ermöglicht,
Weaningpotenzial zu erkennen, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen und eine bessere
Betreuung der Patienten zu erreichen. Dafür ist eine regelmäßige Betreuung in individuellen
Abständen sinnvoll.