Einleitung Ein 54-jähriger Patient stellt sich auf Grund einer seit dem Vortag progredienten,
subjektiven Zungenschwellung vor. Er lispele und könne Nahrung nicht über die Zunge
transportieren. Es lassen sich keine Allergien oder Medikamente eruieren. Eine Dyspnoe
wird verneint. Ähnliche Episoden habe er seit ca. 3 Monaten gehäuft festgestellt.
Material und Methoden Klinisch zeigt sich neben einem mäßig ausgeprägtem Uvulaödem eine etwas plump wirkende
Zunge ohne klassische, glasig-ödematöse Komponente. Laborchemisch ergibt sich kein
Anhalt auf ein hereditäres Angioödem. Endoskopisch zeigt sich das Bild einer schweren
oropharyngealen und neurogenen Dysphagie. Bildgebend können intrakranielle Pathologien
ausgeschlossen werden. Eine Somatisierung erscheint unwahrscheinlich. Weiterführend
zeigt sich eine erhöhte Konzentration von Antikörpern gegen den Acetylcholinrezeptor
im Blut des Patienten.
Ergebnisse Eine initiale Angioödem-basierte Therapie erzielt keine hinreichende Besserung. Nach
Evaluation aller Befunde ergibt sich die Diagnose einer aktiven generalisierten Myasthenia
gravis (MGFA IIb). Der Patient wird neurologisch übernommen und mit Pyridostigmin
anbehandelt.
Diskussion Die (subjektive) Zungenschwellung kann Symptom einer Vielzahl von Erkrankungen wie
der Anaphylaxie oder des Histamin- bzw. Bradykinin-vermittelten Angioödems sein. Bei
ausbleibender Besserung unter Leitlinien-gerechter Therapie sollten weitere Differentialdiagnosen
bedacht werden. Eine konkrete Anamnese hinsichtlich Auslöser, Verlauf und Ausprägung
ist zielführend.