Einleitung Es ist bekannt, dass sich eine Cochlea Implantat (CI)-Versorgung umfassend auf psychosoziale
Bereiche auswirkt. Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden bereits beschrieben.
Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, ob tatsächlich das Geschlecht entscheidend
für differierende Ergebnisse der Versorgung ist, oder ob andere Prädiktoren dominieren.
Material und Methoden 2010-2018 wurden 27 männliche und 33 weibliche Patienten direkt präoperativ, sowie
postoperativ nach 6 und 12 Monaten eingeschlossen. Die Tinnitusbelastung, hörbezogene
Lebensqualität und psychische Komorbiditäten wurden mittels validierter Fragebögen
(TF, NCIQ, ADS-L, PSQ, GAD-7) der Charité Test Batterie erhoben. Neben dem Geschlecht
wurden zwei weitere unabhängige Variablen (Patientenalter und Ausgangswert) mittels
Varianzanalyse (ANOVA) und multipler linearer Regressionsanalyse untersucht.
Ergebnisse In allen erhobenen Bereichen besserte sich die Gesamtkohorte nach CI-Versorgung.
Unterschiede bei beiden Geschlechtern zeigten sich in den Bereichen: "Penetranz
des Tinnitus", Gesamtscore des Tinnitus Fragebogens, der hörspezifischen Lebensqualität
und dem Stressempfinden. In weiteren Bereichen war der Benefit am stärksten abhängig
vom zugehörigen Ausgangswert.
Diskussion Der Benefit einer CI-Versorgung ist bei beiden Geschlechtern – mit wenigen Ausnahmen
– gleich stark ausgeprägt und größtenteils abhängig von den präoperativen Werten.
Tatsächlich geschlechtsspeifisch ist die Belastung durch Tinnitus, sowie das subjektive
Stressempfinden. Hier sind Frauen stärker betroffen. Dies sollte im Rahmen einer differenzierteren
präoperativen Aufklärung und intensivierten postoperativen Rehabilitationsphase Berücksichtigung
finden.