Einleitung Es wird der Fall einer 38 jährigen Patientin dargestellt, die sich im Juli 2023 mit
akuter Hörminderung beidseits und Tinnitus sowie subjektiver Beschwerdeprogredienz
in unser Notfallsprechstunde vorstellte. Eine bereits vom niedergelassenen HNO-Arzt
begonnene orale Prednisolontherapie wurde nicht toleriert.
Material und Methoden Case Report mit Darstellung der Diagnostik und Therapie
Ergebnisse Die klinische Untersuchung ergab einen blanden Befund. Im Reintonaudiogramm zeigte
sich beidseits ein Hochtonabfall der Schallempfindung ab 2 kHz bis 50dB. Aufgrund
dieser Konstellation nahmen wir ein Kollagenosescreening und die Borrelienserolgie
ab. Bei grenzwertigem Borrelientiter wurde die Luesserologie nachgemeldet. CMT und
TPHA zeigten sich stark positiv. Die Patientin wurde unter dem Verdacht einer Otosyphilis
in der Infektiologie zur Weiterbehandlung vorgestellt. Sie erhielt Ceftriaxon i.v.
für 1 Woche und anschließend 3 Gaben Tardocillin.
Diskussion Der Fallbericht verdeutlicht das breite Spektrum der Ursachen einer Hörstörung. Die
Syphillis ist ein Krankheitsbild, welches mit seinem stadienhaften Verlauf durch vielfältige
Symptome manifest wird. In den Spätstadien kann eine kardiovaskuläre sowie neurologische
Beteiligung zu schweren Schäden der Organsysteme führen. Die Otosyphilis mit den Symptomen
von Hörverlust, Tinnitus und Schwindel ist eine seltene und oft übersehene Komplikation.
Bei unklarer Genese einer beidseitigen Hörstörung sollte die Infektion mit Treponema
pallidum als Differentialdiagnose in die Diagnostik einbezogen werden.