Hintergrund In Tiermodellen wurde ein Verlust von Spiralganglienzellen mit sensorineuralem Hörverlust
in Verbindung gebracht. Soweit uns bekannt ist, wurden in keiner Studie die Veränderungen
der Spiralganglienzellen bei PatientInnen mit Morbus Menière (MD) anhand von elektrisch
evozierten zusammengesetzten Aktionspotentialen (eCAP) und Schwellenwerten untersucht.
Unser Ziel war es, dies anhand einer Kontrollgruppe zu untersuchen und PatientInnen
mit MD zu vergleichen.
Methode Es erfolgte eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie von PatientInnen mit und ohne
MD, welche sich zwischen 2002 und 2020 einer Cochlea-Implantation unterzogen. Die
intraoperativen eCAP-Messungen wurden in Amplitudenwachstumsfunktionen (eCAP AGF)
überführt und ihre Steigungen und jeweiligen Schwellenwerte verglichen.
Ergebnisse Es zeigte sich, dass die mediane Steigung der eCAP AGF bei PatientInnen mit MD statistisch
signifikant höher war als in der Kontrollgruppe an den Elektroden 5-12, 16,17, 20,21.
Die Kontrollgruppe benötigte höhere Schwellenwerte als die PatientInnen mit MD, um
ein eCAP zu erzeugen. Die von der Kontrollgruppe hierfür benötigte elektrische Ladung
war an allen Elektroden höher und statistisch signifikant höher an den medioapikalen
Elektroden (5-8).
Schlussfolgerung Die geringeren Schwellenwerte und steileren Steigungen der eCAP AGF bei PatientInnen
mit MD deuten auf eine veränderte Reaktionsfähigkeit der Spiralganglienzellen hin.
Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um den Verlauf dieses unerwarteten Befundes
zu beurteilen.