Einleitung Atypische Mycobakteriosen sind Infektionen, die durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien
ausgelöst werden. Bei Kindern sind am häufigsten die cervikalen Lymphknoten betroffen,
jedoch kann sich die Erkrankung auch submandibulär oder präaurikulär manifestieren.
Die Diagnose und das therapeutische Managment einer Infektion kann jedoch manchmal
herausfordernd sein.
Methoden Ein, bis auf eine bekannte Neurodermitis, gesunder zweijähriger Patient wurde mit
einer seit etwa 6 Monaten bestehenden, lividen, zentral exulzerierten Hautveränderung
präaurikulär links vorgestellt. Sonographisch stellte sich die Veränderung echoinhomogen
und subkutan liegend dar. In der Magnetresonanztomographie fand sich eine Auftreibung
der Kutis mit einer schmalen Verbindung Richtung Gl. parotidea ziehend mit dezenter
Kontrastmittelanreicherung.
Ergebnisse Intraoperativ wurde unter Facialismonitoring die veränderte Haut umschnitten und
die Fistelung bis zu einem Lymphknoten, der auf dem N. facialis lag, präpariert. Es
erfolgte die vollständige Exzision des Gewebes. Histologisch war eine chronische,
granulomatöse, epitheloidzellige Lymphadenitis mit Ausbildung einer Fistelung zur
Kutis nachweisbar. Die Ziehl-Neelsen Färbung und die PCR aus Paraffinmaterial ergab
keinen Hinweis auf eine Mykobakteriose. Die durchgeführte mikrobiologische Untersuchung
zeigte jedoch eine Infektion mit Mycobakterium avium vom Wildtyp.
Diskussion Die vollständige Entfernung aller betroffenen Lymphknoten ist bei der atypischen
Mycobakteriose die Therapie der Wahl. In diesem Fall fand sich eine präaurikulär gelegene
Infektion. Trotz unmittelbarer Nähe zum N. facialis gelang eine vollständige Exzision
des Gewebes unter Facialiserhalt ohne bislang aufgetretenes Rezidiv.