Hintergrund: Patient:innen mit Darmversagen sind häufig auf eine lebenslange parenterale Therapie
angewiesen. Diese kann jedoch mit lebensbedrohlichen Komplikationen verbunden sein.
Die Katheter-assoziierte Blutstrominfektion (CRBSI) stellt eine der häufigsten Komplikationen
dar und ist mit erheblicher Mortalität und Kosten verbunden. Jede CRBSI kann durch
den Verlust der Vene als Zugangsweg zum Scheitern der parenteralen Therapie und damit
notwendiger Dünndarm- oder Multiviszeraltransplantation führen. Zur Sicherung der
Gefäßzugänge wird daher in Abhängigkeit vom Erreger ein konservativer Therapieversuch
vor Entfernung des Katheters in nationalen und internationalen Leitlinien empfohlen.
Daten zu Katheterkomplikationen oder Umsetzung der Empfehlungen aus Deutschland liegen
bisher nicht vor.
Methodik: Insgesamt wurden 82 Patient:innen mit Darmversagen und parenteraler Therapie aus
der Kurzdarmsprechstunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin in die retrospektive
Analyse von 1995 bis 2023 eingeschlossen. Es wurde die Häufigkeit von CRBSI seit Beginn
der parenteralen Therapie erhoben. Zusätzlich erfolgte eine detaillierte Erhebung
von Einflussfaktoren für einen Beobachtungszeitraum, definiert durch den Beginn der
parenteralen Therapie oder Einsatz einer Locklösung bis zum Auftreten einer CRBSI.
Es erfolgte die uni- und multivariate Analyse von Risikofaktoren für eine CRBSI mittels
Log-Rank Test und Cox-Regression für den Beobachtungszeitraum.
Ergebnisse: Die Patient:innen waren durchschnittlich 61 Jahre alt und erhielten 1224 Tage parenterale
Therapie. Die CRBSI Rate betrug im Median 0,97 pro 1.000 Kathetertage. Eine CRBSI
führte in 97,5% (39/40) zu einem stationären Aufenthalt. Überwiegend (55%) handelte
es sich um eine Infektion mit Koagulase-negative Staphylokokken (18/33) und gramnegativen
Stäbchen 18% (6/33). In 10% (4/40) erfolgte eine antibiotische Sanierung und in 90%
(36/40) primär ein Katheterwechsel. Univariat und multivariat protektive Faktoren
für eine CRBSI waren getunnelte Katheter (HR=0,380) und die Verwendung einer taurolidinhaltigen
Locklösung (HR=0,464).
Schlussfolgerung: Die CRBSI Rate bei Patient:innen mit Darmversagen und parenteraler Therapie in Deutschland
ist mit internationalen Daten vergleichbar. Trotz hoher Rate an risikoarm zu sanierenden
Erregern erfolgte entgegen der Leitlinienempfehlung ein Katheterwechsel. Langfristig
kann durch dieses Vorgehen der Verlust von lebensnotwendigen Gefäßzugängen drohen.