Cohen AT,
Wallenhorst C,
Rivera M.
et al.
Comparison of Clinical Outcomes in Patients with Active Cancer Receiving Rivaroxaban
or Low-Molecular-Weight Heparin: The OSCAR-UK Study.
Thrombosis and Haemostasis 2024 ; 10.1055/a-2259-0662 PubMed: 38301711
Die retrospektive OSCAR-UK (Observational Studies in Cancer Associated Thrombosis
for Rivaroxaban in the United Kingdom Cohort) basiert auf Daten der UK Clinical Practice
Research Datalink (CPRD), welche wiederum die Datensätze GOLD und Aurum umfasst. Darüber
hinaus erfolgten Verknüpfungen der Daten mit dem nationalen Klinikregister und dem
Sterbefallregister. Insgesamt gingen zwischen 2013 und 2020 mehr als 2200 Patient:innen
mit Malignom-assoziierter venöser Thrombembolie in die Analysen ein. Als venöse Thrombembolie
wurden dabei tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien gewertet. Von einer aktiven
Malignomerkrankung wurde ausgegangen, wenn innerhalb von 180 Tagen vor dem thrombembolischen
Ereignis die Diagnose gestellt wurde bzw. eine Antitumortherapie erfolgt war oder
wenn eine metastasierte Erkrankung vorlag. Patient:innen mit folgenden Malignomen
waren aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos von den Auswertungen ausgenommen: Karzinome
des Rückenmarks, nicht-resezierte kolorektale Karzinome, Karzinome der Speiseröhre
bzw. des Magens, hämatologische Neoplasien sowie Harnblasenkarzinome. Außerdem bildete
ein palliatives Setting ein Ausschlusskriterium. Es erfolgte ein retrospektiver Vergleich
von 314 Patient:innen, die mit Rivaroxaban behandelt wurden und 1945 Patient:innen,
die ein niedermolekulares Heparin erhielten. Das Durchschnittsalter lag in den beiden
Kohorten bei 72 bzw. 67 Jahren und jeweils 53% bzw. 59% waren Frauen. Studienendpunkte
waren Rezidive der venösen Thrombembolien, schwerwiegende bzw. klinisch relevante
Hämorrhagien sowie die Gesamtmortalität.
Ergebnisse
Die Dauer der Antikoagulation lag in der NMH-Behandlungsgruppe signifikant niedriger
als in der Rivaroxaban-Behandlungsgruppe: Nach 12 Monaten wendeten nur noch 25,8%
der Patient:innen das niedermolekulare Heparin an, während die Therapietreue in der
Rivaroxaban-Gruppe bei 49,5% lag. Dies könnte an der besseren Toleranz einer oralen
Antikoagulation liegen, so die Autor:innen. In den Intention-to-treat-Analysen lagen
die Inzidenzraten venöser Thrombembolien in der NMH-Gruppe bei 6,2 pro 100 Personenjahre
und in der Rivaroxaban-Gruppe bei 5,4 pro 100 Personenjahre (overlap weighted sub-distribution
Hazard Ratio - SHR nach 12 Monaten 0,80; 95%-KI 0,37-1,73). Hämorrhagien kamen jeweils
mit einer Häufigkeit von 9,7 bzw. 10,9 pro 100 Personenjahre vor (SHR nach 12 Monaten
1,01; 95%-KI 0,57-1,81). Die kumulativen Mortalitätsraten betrugen 12,6 bzw. 5,4 pro
100 Personenjahre (SHR nach 12 Monaten 0,49; 95%-KI 0,23-1,06). Keiner der Unterschiede
war in den Intention-to-treat-Analysen statistisch signifikant.
Die Einnahme von Rivaroxaban war bei Patient:innen mit aktiver Malignomerkrankung
und venöser Thrombembolie der NMH-Anwendung weder im Hinblick auf die Effektivität
noch in Sicherheitsendpunkten unterlegen. Die Ergebnisse unterstützen die Leitlinienempfehlungen,
in denen direkte orale Antikoagulanzien als Alternative zur Gerinnungshemmung mit
NMH genannt werden.
Dr. Katharina Franke, Darmstadt