Hintergrund und Zielsetzung: Die chronische Hepatitis-D-Virus (HDV)-Infektion (cHD) verursacht eine der schwersten
chronischen viralen Hepatitiden und führt zu einer schnelleren Zirrhose-Entwicklung,
als eine Hepatitis-B-Virus-Monoinfektion. Die metabolische Dysfunktion-assoziierte
Fettlebererkrankung (MASLD) ist einer der häufigsten chronischen Lebererkrankungen
weltweit und somit mittlerweile auch eine häufige Ko-Morbidität bei anderen chronischen
Lebererkrankungen. Der Einfluss einer MASLD als Ko-Morbidität bei Patienten mit chronischer
HDV-Infektion ist bisher jedoch noch nicht bekannt.
Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse einer Kohorte von insgesamt 235 Patienten
mit cHD, bei denen von 146 Patienten Informationen über das Vorliegen einer Lebersteatose
vorhanden waren. Die Diagnose Lebersteatose erfolgte entweder histologisch, mittels
CAP-Messung oder abdomineller Bildgebung. Das Vorliegen einer MASLD wurde gemäß den
neuen Kriterien durch das Vorliegen einer Lebersteatose sowie dem Vorliegen von mind.
einem metabolischen Risikofaktor (Adipositas, art. Hypertonus, Dyslipidämie, Diabetes)
gestellt. Leberspezifische Endpunkte sind definiert als hepatische Dekompensation
(Aszites, Enzepahlopathie, Varizenblutung), Lebertransplantation, HCC und Tod.
Ergebnisse: Von 146 Patienten konnte bei 32 Patienten (21,9%) eine Steatose gesichert werden.
Dabei lag bei 19 Patienten (13%) eine MASLD mit mind. einem metabolischen Risikofaktor
vor. Bei einem Patienten lag eine alkoholische Fettlebererkrankung vor (ALD). Bei
11 Patienten (7,5%) lagen weder metabolische Risikofaktoren noch signifikanter Alkoholkonsum
vor, sodass eine kryptogene Fettlebererkrankung (kSLD) definiert wurde. Bezüglich
der Baselinecharakteristika waren die Mehrzahl der Patienten männlich mit einem medianen
Alter von 40 Jahren (± 12). Der durchschnittliche MELD lag bei 9,1. Bei einem medianen
Follow-UP von 5,4 Jahre war das Vorliegen einer kSLD oder MASLD in der Kaplan-Meier-Analyse
signifikant mit einer Verbesserung im Langzeitüberleben assoziiert im Vergleich zu
den Patienten ohne Steatose (NS) (p=0,01, p=0,05). Auch in der multivariaten Cox-Regressionsanalayse
war das Vorliegen einer Steatose- unabhängig von der Genese- mit einem signifikanten
Überlebensvorteil assoziiert (p<0,01, HR: 0.3; 95% CI: 0.12-0.68).
Zusammenfassung: Interessanterweise ist das Vorliegen einer kryptogenen Lebersteatose mit einem verbesserten
Langzeitüberleben bei Patienten mit cHD assoziiert.