Zielsetzung: Der klinische Kurs in der Behandlung der CIN2 ist bisher nicht klar festgelegt. Das
Behandlungsspektrum reicht von einem konservativen Management mit Observatio in unterschiedlichen
Zeitintervallen bis hin zur exzisionalen Therapie in Form der Schlingenkonisation.
Herauszufinden ist eine Empfehlung bezüglich des Therapieregimens.
Methoden: Wir analysierten retrospektiv 226 CIN2-Fälle, die zwischen 2013-2023 in der Dysplasieeinheit
der MHH behandelt wurden.
Ergebnisse: Das mediane Patientenalter bei unseren Patientinnen mit CIN2 betrug 45 Jahre. Bei
184 von 226 Patientinnen lag ein positiver HPV-Test (81.4%) vor. Die Genotypisierung
wurde bei 158 Patientinnen durchgeführt (81.4%). Die HPV 16-Prävalenz betrug 30.4%.
126 Patientinnen (55.8%) wurden observiert und 100 Patientinnen (44.2%) erhielten
eine Operation. In der Gruppe des konservativen Managements zeigten sich zytologisch
NILM/ASCUS (5.5% PapI und PapIIp), LSIL 21.1% (PapIIID1), HSIL 30.5% (PapIIID2) und
HSIL/PapIVa-p in 10.1%. In der OP-Guppe zeigten sich 13.0% NILM/ASCUS (PapI/IIp),
20.0% PapIIID1 (LSIL), 19% PapIIID2 und 21.0% PapIVa-p (HSIL). In dieser Gruppe zeigten
sich doppelt so viele zytologische HSIL-Befunde verglichen mit der Patientengruppe
unter Observatio. In der postoperativen Histologie zeigten sich in der OP-Gruppe 26,88%
CIN1, 44,16% CIN2 und 21,12% CIN3-Fälle.
Zusammenfassung: Die CIN2-Diagnose stellt weiterhin eine Herausforderung dar hinsichtlich der Festlegung
des optimalen Therapieregimens. Die Vorteile des konservativen Managements in Anbetracht
von wahrscheinlich hoher Spontanregressionsrate und weniger negativen Auswirkungen
auf die Fertilität ist der Gefahr von übersehener CIN3- bzw. Karzinomfälle bei nicht-exzisioneller
Therapie gegenüberzustellen. Eine fundierte Evidenzlage des klinischen Managements
fehlt. Unsere Ergebnisse zeigen analog zur S3-Leitlinie Prävention des Zervixkarzinoms,
dass bei einem hochgradigen Pap-Befund eine Intervention erfolgen sollte.